Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
heute ist es mal wieder Zeit für eine Rezension voller Schwärmerei, juhu. Aber was soll man machen? Griechische Mythologie, Feminismus, Tragödien, Liebe in all ihren Facetten und irgendwie auch das Gegenteil davon – wenn ein Buch all das in sich trägt, wie soll es denn nicht grandios sein? Ach ja, und einen absolut wunderschön-poetischen-100-Post-Its-benötigenden Schreibstil hat diese Geschichte ja auch noch! Ihr seht: Euch bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als Ariadne zu lesen!


Worum geht es?

Das antike Griechenland mit all seinen Sagen – Gottheiten, Helden, Monster – und Ariadne ist ein Teil davon. Mit ihrer Familie – ihr Vater der König des mächtigen Kreta, ihre Mutter, eine Tochter des Helios, ihr Bruder, der ebenso verabscheute wie gefürchtete Minotaurus – ist sie tief in die Welt der Mythen verstrickt. So lernt Ariadne bald, wie gefährlich die Aufmerksamkeit der Gött*innen sein kann.
Als nun wie jedes Jahr das Schiff mit den vierzehn jungen Athener*innen auf Kreta eintrifft, die ihrem Halbbruder zum Fraß vorgeworfen werden sollen, verändert sich alles. Ariadne verliebt sich in einen der Gefangenen, den Prinzen von Athen, und beschließt, ihm zu helfen, dem Grauen, dem Tod von jährlich vierzehn Menschen, ein Ende zu setzen. Doch damit nimmt ihr Leben eine drastische und folgenschwere Wendung …


Meine Meinung:

Ja, okay. Das klang jetzt vielleicht etwas sehr dramatisch, aber sei’s drum. Immerhin ist Ariadnes Geschichte dramatisch, ebenso wie sie wundersam und – ohne zu viel spoilern zu wollen – letztendlich sehr tragisch ist. Eigentlich beginnt sie aber lange vor Theseus und erzählt noch so viel mehr, als nur die Geschichte dieses Helden.

Jennifer Saint tut mit Ariadne nämlich etwas, dass ich zum Beispiel an Ich bin Circe schon so sehr geliebt habe. Sie stellt die griechichen Mythen aus einem anderen Blickwinkel, nämlich dem einer direkt in das Geschehen verwickelten, dem einer Sterblichen, dem einer Frau dar. Während Frauen in griechischen Sagen oft und so auch in der des Theseus nur eine Nebenrolle einnehmen, ist das hier eben nicht der Fall. Hier ist Ariadne die „Heldin“, wenn man so will, ebenso wie ihre Schwester Phaedra, aus deren Sicht die Geschichte auch teilweise erzählt wird.

So existieren die beiden nicht nur, um Theseus bei seiner Heldentat zu helfen, um im Hintergrund zu stehen, um vergessen zu werden. Nein, sie haben einen eigenen, unglaublich tiefgründigen Charakter und dieser entwickelt sich auch. Ariadne lernt, sie findet zu sich selbst, sieht sich selbst und doch verliert sie sich auch wieder (siehe vorige Beschreibung des Ganzen als tragisch *heul*). Ähnliches gilt für Phaedra, das aber doch irgendwie ganz anders, denn sie ist eben nicht ihre Schwester, sondern eine eigenständige Figur.

Die Charaktere des Buches sind auf jeden Fall grandios ausgearbeitet und dargestellt. Manche sind absolute A****löcher, manche zu gut für diese Welt, aber die meisten – die meisten sind irgendwo dazwischen. Sie werden kaputtgemacht von dieser Welt, sie werden zu Menschen, zu Gottheiten, wie sie es nie werden wollten. Ihr seht: Tragisch! (Und obwohl ich während des Hörens des Hörbuchs nicht geweint habe, bin ich jetzt, während ich diese Rezension schreibe, Songs über die Tragödien der griechischen Mythologie auf den Ohren habe und an die Geschichte von Ariadne und ihrer Schwester denke, bin ich doch kurz davor.)

Ihr seht also, Ariadne konnte mich sowohl was die Handlung, was die spannenden Geschehnisse angeht, als auch – und das sogar ganz besonders – emotional sehr mitnehmen. Das liegt wie gesagt vor allem an den ABSOLUT GRANDIOSEN (stellt euch hierbei eine beinahe kreischende Marlene vor) Charakteren, der ABSOLUT GRANDIOSEN (ich verweise hiermit auf vorige Anmerkung) Adaption der griechischen Sagen auf eine so ABSOLUT GRANDIOSE (s. o.) Art und Weise und der ABSOLUT GRANDIOSEN Story, genauso aber auch am (Überraschung incoming) ABSOLUT GRANDIOSEN Schreibstil.

Wie?! Wie?!?! WIEEEE??!!! Wie kann eine Autorin so unfassbar gut mit Worten umgehen? Obwohl ich Ariadne als Hörbuch gehört habe, musste ich dieses immer wieder stoppen und diverse geniale, ikonische, wunderschöne, poetische, mächtige und viel zu wahre Textstellen unterstreichen, eines von letztendlich an die hundert Post-Its setzen und mir diese Zitate immer wieder durchlesen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun! Leider – irgendwie hasse ich mich jetzt dafür – habe ich im letzten Drittel dieses literarischen Kunstwerks, da ich die Geschichte einfach nicht mehr stoppen, pausenlos weiterhören wollte, keine einzige Markierung mehr gesetzt, doch daran, dass dort ebenfalls noch so ziemlich jeder Satz absolut genial ist, ändert das natürlich nichts.

Insgesamt hatte ich also, wie ihr seht, nicht einen Kritikpunkt, denn Ariadne ist einfach ein Meisterinnenwerk! Punkt. (Oder eher Aurufezeichen!) Obwohl die Geschichte so vieler Personen derart umfangreich erzählt wird, obwohl eine solche Entwicklung, so viele einzelne Schicksale, sowie ihre Zusammenhänge beschrieben werden, hat sich das Ganze natürlich keinen Augenblick gezogen. Ich habe das Hörbuch innerhalb von zwei Tagen durchgesuchtet und ganz ehrlich: Es hätten auch noch zweihundert Seiten (bzw. die dann eben in Hörbuchminuten) mehr sein können. Denn naja … Ariadne ist eben ein absolut geniales Buch!

Mein Fazit:

Nachdem diese Rezension praktisch nur aus verschiedensten Varianten des Satzes „Dieses Buch ist genial!“ besteht, überrascht es jetzt wohl niemanden, dass ich fünf von fünf Teetassen vergebe, wobei das ja eigentlich noch nicht mal reicht. Ariadne konnte mich mehr als nur für sich begeistern. Wenn man, während man gerade nicht darin liest (bzw. hört), trotzdem nicht anders kann, als an dieses eine Buch zu denken, trotz der Tatsache, dass man es im Moment nicht liest (hört), darin versunken ist, dann weiß man einfach: (JAHRES-) HIGHLIGHT!


Informationen zum Buch:

Titel: Ariadne

Autor*in: Jennifer Saint

Verlag: Headline

ISBN: 1472273907