Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
wie schon in einer meiner letzten Rezensionen erwähnt, liebe ich Internate als Setting eines Buches. Sollte es euch da genauso gehen, dann interessiert euch bestimmt auch Legend Academy von Nina MacKay. Ich durfte den ersten Band der Reihe in einer Leserunde von Lovelybooks lesen und erzähle euch also jetzt, wie es mir denn so gefallen hat.


Worum geht es?

Graylee ist normal (Von den Katastrophen-Visionen, die sie sieht, sobald sie eine Wand berührt und den Monstern mal abgesehen). Als ihr Hobby, das Guerilla-Stricken aber schlimme Folgen für ihren besten Freund zu haben droht, versucht sie, ihn aus der Klemme zu holen. Das Resultat: Graylee soll die nächsten Monate (und das zum Teil auch noch in den Sommerferien!) in einem Internat in Texas verbringen. Juhu! … Nicht. Als sie dann dort eintrifft, scheint das Ganze allerdings weit weniger langweilig, dafür aber gefährlicher zu werden, als geplant. Sprechende Kolibiris und Schüler*innen, die sich in Seehunde verwandeln: Schön und gut. Bei einem See voller Ungeheuer, einem ziemlich zickigen Ungeheuer außerhalb des Wassers (zumindest zeitweise), einem zwielichtigem Institut und eigenartigem Geschwafel über ein Mythenerbe und Gestaltwander*innen wird es dann schon etwas kritischer …


Meine Meinung:

Zu Anfang hat mich Legend Academy wirklich vollkommen begeistert. Graylee war mir sofort sympathisch und ich hatte großte Lust, mit einer so toughen, humorvollen und mutigen Protagonistin Abenteuer zu erleben und in ihre Geschichte einzutauchen. Graylee behält all diese Eigenschaften, die ich an ihr so mag, auch im Laufe der Story noch bei, allerdings treten dann auch ein paar andere Charakterzüge zu Tage bzw. handelt sie auf eine Art und Weise, die ich nicht besonders mochte. Mir hat irgendwann einfach die Logik gefehlt. Graylee erlebt so einiges und dabei auch die ein oder andere schockierende Sache. Doch reagiert sie darauf ziemlich gelassen, womit ich an sich kein Problem hätte, würde es nicht zu gelassen wirken. Ich möchte aus Spoilergründen kein Beispiel nennen, bin mir aber relativ sicher: Würde mir so etwas passieren, würde ich anders reagieren! Und ihr wahrscheinlich auch …

Ähnliches gilt auch bei den Nebencharakteren. Alle super: entweder sympathisch, witzig, geheimnisvoll oder zum so richtig Hassen. Logisch, authentisch oder nachvollziehbar ist das Ganze dann aber weniger. Dabei möchte ich es keinesfalls so klingen lassen, als wären die Charaktere allesamt komplett blöd und nervig gewesen. Das war nämlich überhaupt nicht so! Sie haben zum Unterhaltungsfaktor der Geschichte maßgeblich beigetragen und sind so größtenteils auch erinnerungswürdig. Nur war mir alles etwas zu schwarz-weiß. Einerseits ist das gar nicht schlecht, da man merkt, dass Nina MacKay absichtlich mit Klischees und somit auch mit Rollen wie „die Zicke“ oder „der Schönling“ spielt. Andererseits hätten diese Rollenbilder auch authentischer, „realistischer“ ausgearbeitet werden können.

Nun zur Handlung: Spannung? Auf jeden Fall! Suchtfaktor? Definitiv! Hat es sich mit doch über 500 Seiten nicht gezogen? Nein!
Ihr seht also: Alles in allem hat mir die Story von Legend Academy gar nicht schlecht gefallen. Allerdings ist es, obwohl sich das Ganze wie gesagt zu keinem Zeitpunkts zieht, doch so, dass ich mir die Geschichte auch gut mit 100 Seiten weniger hätte vorstellen können. Im Mittelteil passiert eigentlich kaum Neues. Dinge, das Auflösen verschiedener Geheimnisse, werden einfach immer weiter hinausgezögert und statt die Spannung zu steigern, hat es bei mir eher eine leichte Genervtheit hervorgerufen. Teilweise hatte ich wirklich den Gedanken im Kopf: „Okay, hiermit will die Autorin Zeit schinden, aufschieben, und mehr nicht.“ Diese Szenen oder Abschnitte tragen in meiner Wahrnehmung einfach wenig bis kaum zum Voranschreiten der Handlung bei. Außerdem fehlt es oft an der Logik der Ereignisse oder eben Nicht-Ereignisse. Für mich war teilweise kein wirklicher roter Faden erkennbar.

Ähnliches ist auch beim Worldbuilding der Fall. Klar, Nina MacKay erschafft hier keine völlig neue Welt, aber doch einige magische Elemente. Und die wirkten auf mich zum Teil recht willkürlich. Da haben wir’s wieder: Logik! (Oder eben etwas wenig davon …) Ähnlich könnte man es vielleicht auch damit zusammenfassen, dass ich mir mehr Ausarbeitung, ein etwas durchdachteres Magiesystem gewünscht hätte.

Unterhalten hat mich Legend Academy aber – wie bereits mehrmals erwähnt – trotz dieser die Handlung betreffenden Kritikpunkte. Nicht nur wurde das Ganze durch die Charaktere und die Spannung zu einer locker-leichten und trotzdem irgendwie packenden Story. Auch der Schreibstil, der sich Graylees humorvoller Art anpasst, konnte mich überzeugen. Nina MacKays Art zu Erzählen ist ebenfalls locker-leicht. Man fliegt geradezu durch die Seiten, wodurch auch der oben bereits angesprochene Suchtfaktor erzeugt wird. Insgesamt würde ich sogar beinahe behaupten, dass der Schreibstil es für mich nochmal rausgerissen hat. Der Rest des Buches ist wie gesagt keinesfalls schlecht, großartig aber eben auch nicht. Hätte es diesen wenn auch nicht poetischen, so doch tollen, der*dem Leser*in die Charaktere näherbringenden und an die Geschichte fesselnden Schreibstil nicht gegeben, so wäre das Ganze wohl weitaus weniger fesselnd geworden.

Zu guter Letzt möchte ich noch ganz schnell auf zwei Dinge eingehen.
Erstens: Die Gestaltung.
Die ist nämlich einfach traumhaft schön! Und das meine ich hier wirklich wortwörtlich, denn die detailreiche Karte im Inneren des Buches, das knallige Cover und die kleinen Zeichnungen der Kolibiris an den Kapitelanfängen laden einfach zum Träumen ein. (Okay, das klang jetzt vielleicht ein wenig schnulzig, aber das ignorieren wir der Poetik halber geflissendlich, oder?)
Zweitens: Das Ende.
Hier habe ich nämlich noch einen klitzekleinen Kritikpunkt anzubringen. Der Tatsache geschuldet, dass viele Punkte, viele Geheimnisse zuvor ja nur angeschnitten und nicht auserzählt, sondern oft nur aufgeschoben werden, kam mir dieses nämlich nicht sonderlich logisch vor. Ich denke – hoffe – zwar, dass das in Band zwei noch authentisch erklärt wird, hier passt es für mich aber dennoch nicht so ganz hinein. Klar, Plot-Twist, schön und gut. Aber irgendwo muss ein Plot-Twist doch auch Sinn ergeben und nicht aus dem Nirgendwo kommen, sondern irgendwoher, wo man es als Leser*in nicht erwartet, oder? Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich sagen will, wollte es aber auf jeden Fall mal angesprochen haben.

Mein Fazit:

Legend Academy – Fluchbrecher von Nina MacKay war für mich ein kurzweiliges Buch, voll mit Kreativität und Humor. Das Worldbuilding und die Storyline betreffend hatte es in meinen Augen allerdings noch ein paar Schwachstellen. Letztendlich lesenswert, aber kein Must-Read, dreidreiviertel von fünf Teetassen mit Tendenz zu den vieren.


Informationen zum Buch:

Titel: Legend Academy – Fluchbrecher

Autor*in: Nina MacKay

Verlag: Ravensburger

ISBN: 3473402176

Preis: 16,99 €

Meine Altersempfehlung: ab 12 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.