Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
im Februar habe ich mit The Poet X, einem emotional-packenden Roman in Versform, mein erstes Buch von Elizabeth Acevedo gelesen. Es ist sofort zu einem meiner Jahreshighlights geworden und ich nahm mir fest vor, weitere Texte dieser Autorin zur Hand zu nehmen. Nun habe ich mein an mich selbst gerichtetes Versprechen (zumindest teilweise) erfüllt. Soul Food hörte sich an wie eine bittersüße Story, und durch das Essensthema perfekt für snackreiche Lesesessions im Garten.


Worum geht es?

Emoni ist 17 und hat ein zweijähriges Kind. Außerdem keine Mutter, einen kaum anwesenden Vater und eine Großmutter, die sie aufgezogen hat und ihr auch jetzt noch dabei unter die Arme greift, Highschool, Job und Tochter unter einen Hut zu bringen. Trotzdem wird es immer wieder zu viel. Kann Emoni es sich wirklich erlauben, ihrer Leidenschaft nachzugehen, und sich neben allem anderen für den Culinary Arts Kurs an ihrer Schule anzumelden? Denn so oder so eröffnen in ihrem Leben gerade einige Baustellen …


Meine Meinung:

Im Gegensatz zu The Poet X erzählt Elizabeth Acevedo diese Geschichte nicht in Versen, sondern in einfach gehaltenem Prosastil. So fällt es natürlich leichter, durch die Seiten zu fliegen und das Lesen geht sehr schnell. Die Sprache ist alltagsnah und eben, wie ich es von einem Jugendbuch erwartet hätte. Trotzdem hat das Ganze etwas Lyrisches. Immer wieder schweift die Autorin von bloßen „Tatsachen“beschreibungen oder Dialogen ab, und stellt das Seelenleben der Protagonistin mithilfe bildlicher Vergleiche oder Metaphern, die kitschig klingen könnten, es aber nicht tun, auf beinahe verzaubernde Weise dar. Zwischen der fortlaufenden Handlung gibt es Rückblicke oder Inneneinblicke, die erklären, aber nicht unterbrechen, sondern vertiefen. Auch die sehr kurzen und mit Titeln versehenen Kapitel tragen dazu bei, dass Soul Food doch wie eine aus Gedichten zusammengesetzte Geschichte anmutet.

Das macht irgendwie auch Sinn, denn immerhin scheint die Handlung aus verschiedenen Konflikten zusammengebastelt zu sein. Da wären natürlich der Stress durch Schule und Job, durch den Vater von Emonis Tochter, dessen Familie hier und da Probleme bereitet, oder auch die Sache mit dem Geld. Emoni hat jedenfalls viel um die Ohren. Da ist es nicht nur schwierig, das alles auf die Reihe zu bekommen, sondern auch, sich selbst dabei nicht zu vergessen. Dahingehend hat die turbulente Schifffahrt der Protagonistin sehr gefallen; wie sie es irgendwie fertigbringt, Verantwortung für sich und andere zu tragen, erwachsen zu sein – und gleichzeitig eben doch noch 17 Jahre alt ist. Immerhin ist Soul Food ein Jugendbuch, in dem es um Coming-of-Age und um die Frage nach der Zukunft, den sich manchmal widersprechenden Träumen und Plänen geht. Elizabeth Acevedo bringt hier viele Themen mit ein, es geht um Familie und um Freundschaft, auch eine kleine Liebesgeschichte entwickelt sich. Trotzdem wird weder zu schwer noch zu viel.

Klar, man hätte die Charaktere vielleicht etwas tiefgehender gestalten können. Obwohl ich den Love-Interest mochte, konnte ich die Chemie nie so richtig spüren. Eine Lehrerin, die zu Beginn Potential zu einer Art Mentorin hätte, wird dann doch nicht ganz ausgearbeitet, wie ich es vielleicht erwartet hätte. Trotzdem gibt es auch hier Vielschichtigkeit: Wer zunächst als gemeine Zicke erscheint, hat vielleicht doch seine eigene Geschichte – und trotzdem macht es die fiesen Sprüche nicht immer ungeschehen.

Im Mittelpunkt steht jedenfalls ganz klar Emoni, und das ist auch gut so, immerhin ist ihr Leben ziemlich interessant. Zwischen all dem Stress geht es nämlich ganz viel um ihre große Leidenschaft, ihr Talent: das Kochen. Eine derartige natürliche Affinität, wie es hier dargestellt wird, fand ich leider etwas unrealistisch und übertrieben. Ihre Fähigkeiten wirken fast magisch. Andererseits hat ihre Geschichte vielleicht auch etwas Magie verdient. Die Passagen zu lesen, in denen sie am Herd steht, war wirklich schön und fesselnd, denn Emoni brennt dafür und das bringt die Autorin toll rüber. Allerdings möchte ich hier eine Warnung aussprechen: Das Buch macht hungrig! Also stellt euch am besten einen Snack bereit, bevor ihr es aufschlagt.

Mein Fazit:

Soul Food ist ein Roman, der berührt, das aber auf eine überraschend leichte, wunderschöne Weise und der somit wirklich Spaß macht. Besonders für die letzten Sommerwochen kann ich euch Emonis Geschichte nur empfehlen, wenn ihre euch von einer lyrisch-leichten Story mitnehmen lassen möchtet.


zum Buch

Informationen zum Buch:

Titel: Soul Food

Originaltitel: With the Fire on High

Autor*in: Elizabeth Acevedo

Übersetzung: Anne Brauner

Verlag: Rowohlt

ISBN: 9783499003547

Preis: 16,00 € (Taschenbuch) | 9,99 € (eBook)


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.