Lenis Buchblog

„Ich bin Circe“ von Madeline Miller

Jeder Zauber war ein Berg, der aufs Neue bestiegen werden musste. Alles, was ich vom letzten Aufstieg mitnehmen konnte, war das Wissen, dass der Marsch zu schaffen war.

Griechische Mytholigie, Hexerei, Feminismus, Liebe, Familie, … All das ist Teil von Ich bin Circe, dem ersten und bisher einzigen Buch, das ich von Madeline Miller gelesen habe. Ich habe den Roman in einem Buddyread bzw. einer Mini-Leserunde mit Laetitia und Johanna gelesen und wie letztendlich meine Meinung dazu aussieht und ob ich die Geschichte empfehlen kann, erfahrt ihr natürlich in dieser Rezension.


Worum geht es?

Circe ist eine Göttin, die Tochter der Nymphe Perse und des Titanen Helios, der jeden Tag mit seinem Sonnenwagen über den Himmel fährt. Doch damit ist sie nichts besonderes. Was sie stattdessen von ihren Geschwistern und all den anderen mächtigen Gött*innen, den großen Titan*innen, den schönen Nymphen oder den unsterblichen König*innen unterscheidet, ist ihre Stimme. Und das, was sich dahinter verbirgt.


Meine Meinung:

Ich weiß nicht, ob ihr euch für griechische Mythologie interessiert bzw. damit auskennt. Bei mir persönlich trifft ersteres aber deutlich mehr zu als letzteres. Deshalb habe ich mich auf jeden Fall sehr auf Ich bin Circe gefreut, auch da Madeline Millers Bücher ja ziemlich beliebt sind (vor allem natürlich The Song of Achilles, ein Buch, das mittlerweile auch seinen Platz auf meinem Stapel ungelesener Bücher gefunden hat). Eine Befürchtung, die ich vor dem Lesen dann aber doch hatte, war die, ob der Roman denn nicht etwas verwirrend sein könnte, wo mein Wissen über die griechischen Sagen ja eher bruchstückhaft ist.

Glücklicherweise kam ich dann aber wirklich gut mit der Handlung mit und habe das meiste gleich, den Rest dann mit der Zeit, verstanden. Ein paar Aspekte haben mich zunächst etwas überfordert, sodass ich wirklich tief in meinem Gedächtnis kramen und einzelne Puzzlestücke einer Sage mit denen, die im Buch erklärt werden, zusammensetzen musste, aber irgendwie hat das wirklich Spaß gemacht. So habe ich oft versucht, die kommenden Ereignisse mithilfe meines (vermeintlichen) Wissens über griechische Mythologie vorrausszusagen. Manchmal lag ich richtig – manchmal nicht.

Denn Madeline Miller schafft es in diesem Retelling, nicht nur (mehr oder weniger) bekannte griechische Sagen einfach nachzuerzählen. Stattdessen machte sie etwas eigenes daraus, erschafft neue Geschichten, die aber alle in dieses große Bild der griechischen Mythologie passen und übt gleichzeitig Kritik daran. Diese Geschichte zu lesen, war damit wirklich eine Reise in eine andere Welt voller Magie, mit vielen dunklen Seiten, die näher beleuchtet werden (haha, Wortspiel) und ganz vielen Besonderheiten.

Gut, jetzt wurde ich etwas möchtegern-poetisch, aber kommen wir doch mal zu Handlung an sich. Die ist nämlich auch ziemlich packend.
Zwar geht es nicht Schlag auf Schlag und es ist auch nicht durchgehen spannend, aber an sich fesseln konnte mich das Buch dennoch. Denn obwohl ich eher ein Fan von Storys bin, in denen viel passiert, war ich auch wirklich begeistert von dieser sich relativ langsam, sich aber stetig entwickelten Geschichte.
Also, auch wenn ihr in der Regel lieber fast-paced-Bücher lest, dann könnte euch dieses Buch auch gefallen, obwohl es das nicht unbedingt ist.

Circe konnte mir mit der Zeit auch immer mehr ans Herz wachsen. Sie ist definitiv keine zu 100% gute und moralisch korrekte Protagonistin, aber das hätte hier auch nicht gepasst. Ihr Leben ist alles andere als einfach, zu großen Teilen unglaublich tragisch und hat verhältnismäßig nur wenige schöne Seiten. Aber es gibt diese schönen Seiten eben doch. Und sie machen Ich bin Circe trotz aller schrecklichen Dinge zu einem wundervollen Buch, das nicht die ganze Zeit traurig ist, aber dessen melancholische Anteile dennoch wunderschön sind (ah ja, da wären wir wieder bei der Möchtegern-Poesie).

Ich muss sagen, dass ich Circe zu Beginn zwar etwas nervig fand, denn sie war sehr naiv und sehr untergeben und naja … nicht unbedingt das, was man sich unter einer toughen Protagonistin vorstellt. Doch wirklich unauthentisch war das nicht. Es hat in diese Welt gepasst und erschien logisch, wenn auch traurig.
Was ich aber vor allem geliebt habe, war Circes Charakterentwicklung. Sie wird im Laufe des Buches anders, auf der einen Seite stärker, auf der anderen bleibt ein Teil von ihr schwach. Und das war irgendwie gut so.

Sozusagen das Highlight dieses Buches für mich aber wohl ist der Schreibstil. Er passt einfach zu 100% zur griechischen Mythologie, zu dieser Welt, zu diesen Charakteren und konnte mich voll und ganz in diese Geschichte hineinziehen. Außerdem ist der Erzählistil richtig poetisch und wunderschön. Ach ja, und ich habe mir auch das ein oder andere Zitat rausgeschrieben, zum Beispiel das, welches ihr oben lesen konntet.
Das macht diesen Roman vielleicht nicht zu einem, den man mal in ein paar Tagen durchsuchtet, sondern – zumindest meiner Meinung nach – eher zu einem, für den man sich Zeit lassen sollte. Deswegen mochte ich es auch wirklich gerne, dass wir uns in unserer kleinen Leserunde einen Monat Zeit gelassen haben.

Mein Fazit:

Ich bin Circe von Madeline Miller ist ein wunderschönes und gleichzeitig tragisches Buch, das ich vor allem – aber nicht nur – Fans der griechischen Mythologie und Leser*innen, die so richtig in eine Geschichte eintauchen wollen, empefehlen kann. Egal ob Schreibstil, Charakterentwicklung oder Spannung: Dieses Buch ist für mich eigentlich eine perfekte Mischung aus allem, weshalb ich fünf von fünf Teetassen vergebe.


Informationen zum Buch:

Titel: Ich bin Circe

Autorin: Madeline Miller

Seitenzahl: 517

ISBN: 3961610959

Verlag: Eisele

Meine Altersempfehlung: ab 14 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.

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  1. Oh ja, das hast du echt toll zusammen gefasst 😍 Ich habe schon mit dem Rezi schreiben begonnen, aber noch nicht die richtigen Worte gefunden 🙈

    • reading_leni

      Oh, ich freue mich schon auf deine Rezension! Ich hatte beim Schreiben meiner Rezi auch ein paar Probleme bzw. hat es sich einfach sehr gezogen, weil mir das Ausformulieren meiner Gedanken zu dem Buch irgendwie schwerfiel …

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