Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
Holly Black ist eine Autorin, die vor allem durch ihre erfolgreiche Elfenkrone-Trilogie um die Sterbliche Jude und ihre Abenteuer in Elfheim bekannt ist. Auch ich bin über diesen Weg zu ihren Büchern gekommen und habe die Reihe geliebt. Es war also höchste Zeit, mal andere ihrer Werke zur Hand zu nehmen. Mit Der Prinz der Elfen habe ich das nun getan und wurde praktisch in diese ebenso verzaubert-mystische wie romantische und gefährliche Geschichte hineingesogen.


Klappentext:

Die Geschwister Hazel und Ben leben in dem Ort Fairfold, der an das magische Elfenreich grenzt. Seit Jahrzehnten steht dort ein gläserner Sarg, in dem ein Elfenprinz schläft. Seit Kindertagen fühlen sie sich zu dem schlafenden Jungen magisch hingezogen. Inzwischen ist Hazel 16 und küsst immer neue Jungs, um die Leere in ihrem Herzen zu füllen. Doch als der Elfenprinz erwacht, werden die Geschwister in einen Machtkampf gezogen. Und Hazel muss als Ritter gegen ein dunkles Monster kämpfen … (Quelle: www.penguin.de)


Meine Meinung:

Mit Hazel folgen wir einer besonderen, wechselseitigen Protagonistin. Sie wird von einer ganz eigenen Art von Ehrgeiz angetrieben; ist eine Mischung aus ritterlichen Tugenden und Egoismus, Gedankenlosigkeit und Raffinesse, die sie faszinierend macht. Sie verfolgt stur ihre eigenen Ziele und doch tut sie alles, um andere zu schützen. Somit ist ihre Perspektive perfekt für diese vielschichtige Geschichte und ist bereits die erste Zutat, die das Buch derart einnehmend macht.

Holly Black ist allgemein gut darin, spannende Charaktere zu erschaffen und zu entwickeln. Neben Hazel dreht sich Der Prinz der Elfen auch viel um ihren Bruder Ben, der selbst seine ganz eigene Storyline besitzt. Einzelne Passagen werden sogar aus seiner Sicht erzählt und geben dem Buch so noch eine weitere Ebene, wobei die verschiedenen Perspektiven nicht immer ganz klar auszumachen sind. Die Dynamik zwischen den beiden Geschwistern ist nicht nur auf emotionaler Ebene mitreißend, sondern spielt ebenfalls eine Rolle im Handlungsverlauf. Durch die Rückblenden, die hier und da eingestreut werden, und das Fortschreiten der Ereignisse, blicken wir mit jeder Seite tiefer in die Beziehung der zwei zueinander.

Sowohl Hazel als auch Ben erhalten zudem ihre eigenen Liebesgeschichten. Diese stehen nicht unbedingt im Zentrum des Ganzen, bergen allerdings Konfliktpotential und tragen somit ein weiteres Spannungselement in sich. Außerdem habe ich – wie wohl viele Fantasyleser*innen – durchaus etwas für Lovestorys mit Elfenwesen übrig.

Apropos Elfen: Davon gibt es hier natürlich so einige, und die meisten sind menschlichen Wesen eher feindlich gesinnt. Der Konflikt zwischen den mächtigen Magischen, die eine Gefahr für die sterblichen Einwohner*innen von Fairfold darstellen, ist ein Hauptaspekt der Handlung. Es ist sozusagen das, auf dem alles aufbaut, ein Fundament aus Angst und Hass, aus Überheblichkeit und Fahrlässigkeit, aber auch aus Faszination. Dabei ist zunächst noch völlig unklar, in welche Richtung sich alles entwickeln wird, doch mit der Zeit nimmt etwas Form an – und das Ganze spitzt sich immer weiter zu. Von Anfang an werden geschickt Fragen aufgeworfen und Rätsel gestellt, die in meinem Kopf aber irgendwann verlorengegangen sind. Umso spannender wird es, wenn nach und nach alles aufgelöst und Zusammenhänge klar werden.

Trotzdem bleibt vieles auch vage. Besonders der Weltenaufbau, der in einem Fantasyroman natürlich eng mit der Handlung verknüpft ist, wird wenig erklärt. Wie genau die verschiedenen Wesen und Kräfte zusammenhängen, Hintergründe und Grundlagen werden nur bedingt klargestellt. Man kann also durchaus kritisieren, dass Holly Black es sich hier vielleicht etwas einfach gemacht hat. Allerdings muss ich gleichzeitig sagen, dass ich mich an dieser unaufgeklärten Komplexität nicht groß gestört hat. Mein Siebgehirn vergisst beim Lesen sowieso das meiste sofort, und folglich wirkt das hiesige Magiesystem durch seine Vagheit fast nur noch faszinierender.

In einem anderen Punkt hätte ich mich aber tatsächlich über mehr Tiefe gefreut, und das sind die Charaktere. Ich habe diese ja bereits erwähnt und gelobt. Trotzdem kann ich nicht ganz darüber hinwegsehen, dass bei ihnen etwas Potential verschenkt wurde. Holly Black ist so gut darin, spannende Figuren zu kreieren, warum also baut man das nicht aus? Diese Kritik trifft auf Jack und den Prinz der Elfen zu, und auch sonst gibt es den ein oder anderen Nebencharakter, der vielleicht keine große Rolle spielt, aber von dem ich mir dennoch etwas mehr gewünscht hätte als nur den Namen.

Zuletzt noch zum Schreibstil: Davon bin ich bei dieser Autorin sowieso Fan. Ich habe bisher nur die Übersetzungen ihrer Bücher gelesen, und muss sagen, dass ich die auch hier wieder sehr mochte. Atmosphärisch ziehen einzelne Passagen in die gefährlich-zauberhafte Welt der Geschichte hinein. Dicht lauernde Wälder, ausschweifende Elfenfestivitäten, grausame Kämpfe werden beschrieben – das jedoch auf eine recht nüchterne Art und Weise. Ein sonderlich blumiger Erzählstil ist es nicht – aber eben doch.

Mein Fazit:

Mein erstes Buch von Holly Black, bei dem es sich nicht um einen (Spin-Off-)Teil der Elfenkrone-Reihe handelt, hat mir ganz klar gezeigt, dass die Autorin mich auch abgesehen davon begeistern können. Besonders jetzt für den Sommer ist diese Geschichte perfekt, um sich völlig darin zu verlieren, fasziniert und unterhalten zu werden.


Informationen zum Buch:

zum Buch

Titel: Der Prinz der Elfen

Originaltitel: The Darkest Part of the Forest

Autor*in: Holly Black

Übersetzung: Anne Brauner

Verlag: cbt

ISBN: 9783570312803

Preis: 9,99 € (Taschenbuch) / 6,99 € (eBook)

Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.