! Kleine Spoiler für Holly Blacks Elfenkrone-Reihe !

Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
obwohl ich bisher noch nichts anderes von der Autorin gelesen habe – schrecklich, ich weiß; ich hol’s nach, versprochen -, bin ich wie viele andere ein großer Fan der Elfenkrone-Trilogie von Holly Black. Durch jeden Band bin ich mehr in ihre Welt hineingewachsen und obwohl diese nicht gerade ungefährlich ist, freue ich mich doch sehr, mit dem Spin-Off Elfenerbe wieder Teil davon sein zu können. Denn obwohl ich Jude, Cardan und Co. natürlich liebe, birgt Elfenheim noch sehr viel mehr Möglichkeiten für die Geschichten anderer einzigartiger Figuren: Und die von Wren und Oak ist eine besonders spannende.


Worum geht es?

Surens Kindheit war alles andere als behütet. Aus ihrer sterblichen Pflegefamilie hinausgezerrt, wurde sie zum Spielball der Mächtigen von Elfenheim und deren Intrigen. Heute lebt sie frei, aber gejagt, unter dem Namen Wren, abgeschieden von den Menschen ebenso wie den Unsterblichen. Bis plötzlich der Thronfolger von Elfenheim vor ihr steht – die Personifikation einer Vergangenheit, einer Welt, die sich nicht abschütteln lässt. So macht sich Wren auf, auf dieser Reise ein weiteres Mal die Königin des Hofs der Zähne zu sein. Dass Machtkämpfe, geheime Bunde und langjährige Feindschaften, undurchdringliche Motive und eine gefährliche Anziehung nicht lange auf sich warten lassen, ist wenig überraschend.


Meine Meinung:

Ich will nicht, dass aus dieser Rezension von Elfenerbe ausschließlich ein Vergleich mit der Elfenkrone-Reihe wird. Zu Beginn möchte ich aber trotzdem erwähnen, was mir in beiden Geschichten aufgefallen ist: Die genialen Protagonistinnen. Dass wir alle Jude lieben, ist wohl offensichtlich. Bereits innerhalb eines Buches eine derartige Faszination und Begeisterung für Wren zu entwickeln, das hatte ich so nicht erwartet. Denn ja, es gibt Parallelen zwischen den beiden. Allen voran sind beide sehr kraftvolle Charaktere voller Ingrimm und Eigensinn. Also exakt das, was (Fantasy-)Hauptfiguren so faszinierend und ihre Handlungen, auch wenn sie moralisch gesehen in den Graubereich fallen, so nachvollziehbar macht.

Zugleich fehlt es Wren jedoch nicht an Einzigartigkeit. Das beginnt dabei, dass sie im Gegensatz zu Jude selbst Teil des Kleinen Volkes ist und ihre „Startbedingungen“ somit ganz andere sind. Wo es endet, ist schwer zu sagen. Denn die Protagonistin dieses Buches hat viele Eigenheiten, positiv wie negativ, und irgendwo dazwischen. Was sich auf jeden Fall sagen lässt, ist, dass sie ihre ganz eigenen Motive hat, die nicht mal wir als Leser*innen in ihrer Gänze kennen, und die sich auch im Laufe der Erzählung entwickeln. Ebenso wie es Wren selbst unausweichlich muss. Sie als die Perspektive, aus der wir das Geschehen erleben, sowie als aktive Akteurin darin, macht die Handlung ganz besonders fesselnd und vielschichtig.

Sie ist es aber auf jeden Fall nicht allein, die das Buch durch ihre Existenz bereichert. Immerhin hält Elfenerbe so einige Charaktere bereits, und Oak als bereits bekannte Figur ist nur einer davon. Allerdings ein ziemlich spannender, keine Frage. Besonders interessant ist es, ihn als eigene Person zu erleben. Wir kennen den Prinzen als eher passive Figur, ein Kind, das in den zahlreichen Machkämpfen der Höfe instrumentalisiert wurde. Diese Geschichte aber zeigt, wieviel Potential in seiner Figur steckt – und wirft außerdem neues Licht auf die Rolle, die Oak bereits während der Elfenkrone-Handlung gespielt hat. Dabei bleibt trotzdem noch Vieles offen. Obwohl wir den Charakter des Thronfolgers, seine Beweggründe und Ziele zu ergründen versuchen, ist klar, dass es da in den Folgebänden noch mehr zu entdecken und erfahren gibt … Ebenso wie bei Hyacinth, Tiernan etc., die alle ihre eigenen packenden Handlungsstränge besitzen.

Was die Story von Elfenerbe betrifft, so hatte meist keine Ahnung, wo es hingehen sollte. Was natürlich erst einmal gut ist: Wer will schon einen Fantasyroman, dessen Handlung langwierig und vorhersehbar ist? Und ja, Spannung erzeugt das definitiv. Obwohl es andere Lesende scheinbar konnten, ist es mir nicht gelungen, die Wendungen, insbesondere den „großen“ Plot-Twist gegen Ende, vorzeitig zu erahnen und folglich war da durchgängig das Verlangen weiterzulesen, um zu erfahren, was auf der nächsten Seite passieren würde. So habe ich dann auch die ein oder andere Stunde Schlaf geopfert, um das letzte Viertel an einem Abend zu inhalieren. Nur um ein alles andere als abschließend-zufriedenstellendes Ende zu erhalten und jetzt Ewigkeiten auf Band zwei warten zu müssen. Dieses Problem wird wohl nie alt …

Auf der anderen Seite ging die Unvorhersehbarkeit aber zum Teil so weit, dass ich dem Plot nicht mehr folgen konnte. Ich bin nicht richtig mit dem, was passiert und wie das alles zusammenhängt, mitgekommen. Grund dafür ist sicherlich die Verworrenheit der Handlung. Die möchte ich allerdings auch nicht als gänzlich negativ abstempeln, denn immerhin passt sie zum Rest der Geschichte, der Welt, der Charaktere. Zudem hätte sich mir das Geschehen und alles darum herum sicherlich mehr erschlossen, hätte ich die Ereignisse von Elfenkrone usw. noch umfänglicher im Kopf gehabt. Nachdem die Lektüre jener Bücher dann aber doch schon ein bis zwei Jahre her ist, wurde das schwierig. Ich habe doch immer wieder gemerkt, dass mir Vorwissen zu bestimmten Figuren und ihren Beziehungen zueinander fehlt. Dementsprechend lohnt es sich gewiss, vor dem Lesen dieses Bandes zumindest noch einen Blick in Elfenthron hineinzuwerfen, sollte das bei euch ähnlich sein.

Mein Fazit:

Ich habe mich auf eine neue Geschichte aus Elfenheim voll halb guter, halb böser, ganz schön gefährlicher, sowie facettenreicher Charaktere und Handlungsstränge gefreut, und Holly Black hat geliefert. Unabhängig von Elfenkrone und Co. lässt sich Elfenerbe wohl nicht lesen. Um eine neuartige,  für sich allein geniale Geschichte – wenn auch mit Verwirrungspotential – handelt es sich aber dennoch.


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Zum Buch

Informationen zum Buch:

Titel: Elfenerbe – Der gestohlene Thron

Originaltitel: The Stolen Heir. A Novel of Elfhame

Autor*in: Holly Black

Übersetzung: Anne Brauner

Verlag: cbj

ISBN: 9783570166895

Preis: 22,00 € (Hardcover) / 14,99 € (eBook)

Seitenzahl: 432


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.