Rezensionsexemplar

Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
nun haben bei mir endlich die Osterferien begonnen – die letzten Wochen dagegen waren wirklich vollgepackt mit Klausuren, Referaten und, und, und. Dementsprechend war die Zeit und insbesondere die Energie und Motivation zu lesen ziemlich rar. Dennoch: Ein paar Seiten sind es am Ende doch meistens geworden und dafür ist sicherlich auch Anne Pätzolds Fantasyroman A Night of Promises and Blood verantwortlich.


Klappentext:

Als Winnie mit ihrer Schwester Sasha nach New York zog, hatte sie nur ein Ziel: ihren Vater zu finden und zu erfahren, warum er vor vierzehn Jahren plötzlich aus ihrem Leben verschwand. Doch den Mut aufzubringen, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen, ist leichter gesagt als getan, zumal Winnie mehr denn je das Gefühl hat, ein Auge auf ihre jüngere Schwester haben zu müssen. Diese hat sich nämlich mit Jo angefreundet, einer jungen Frau, die vor Kurzem in die Wohnung nebenan eingezogen ist und die Winnie nicht nur wegen ihrer mysteriösen Ausstrahlung, sondern auch mit der Art, wie sie ihr Herz schneller schlagen lässt, gehörig verwirrt. Dabei ahnt Winnie nicht, dass Jo ein Geheimnis hat. Ein Geheimnis, das so unglaublich wie gefährlich ist – und das Winnie alles nehmen könnte, was ihr lieb ist … (Quelle: www.luebbe.de)


Meine Meinung:

Irgendwie kann ich den Eindruck, den ich von dieser Geschichte gewonnen habe, nur schwer beschreiben. Nicht einmal das Thema des Ganzen ist so leicht festzustellen. Der Klappentext hat auf mich gewirkt, als wäre die Suche nach Sashas und Winnies Vater eine der Haupthandlungen. Stattdessen – das ist kein Spoiler, man erfährt es bereits auf den ersten paar Seiten – hat Winnie ihn schon gefunden und es geht eigentlich eher darum, wie sie wieder Kontakt aufbaut und wie beziehungsweise, ob er wieder Teil der Familie sein kann, die er vor Jahren verlassen hat. Aber auch das ist nicht wirklich Zentrum des Plots – und da haben wir auch schon mein Problem:
A Night of Promises and Blood wirkt wie eine zusammengestückelte, meist ziemlich flache Masse aus … naja, es sind ja nicht einmal Handlungsstränge. Eher recht kurze Fädchen.
Es gibt keine Haupthandlung, sondern scheinbar ausschließlich Nebenhandlungen, die auch zunächst nichts miteinander zu tun haben. Dabei kann ich mir sogar vorstellen, dass in Band zwei noch derartige Verknüpfungen hergestellt werden, aber selbst, wenn: Band eins sollte auch für sich allein schon einen tatsächlichen Plot besitzen.

Stattdessen passiert in der ersten Hälfte des Buches gar nichts und der einzige Punkt, an dem es wirklich spannend wird, sind die letzten zwanzig Seiten (die haben mich irgendwie an die Obsidian-Reihe von Jennifer L. Armentrout erinnert, übrigens – nicht im Sinne von abgekupfert, aber die Stimmung ist ähnlich). Zwar werden über die ganze Geschichte hinweg immer wieder Andeutungen gemacht, aber nachdem die nie zu etwas führen, haben sie mich irgendwann auch nicht mehr interessiert. Das einzige Große, was ungefähr in der Mitte passiert, fand ich ziemlich vorhersehbar und dementsprechend war es eher nervig als packend, wie dramatisch die Szene(n) dann wurden. Das hätte man in meinen Augen auch schon früher offenbaren können, um dann an einem anderen Punkt tatsächlich Spannung aufzubauen.

Dadurch, dass so wenig geschieht, wirken große Teile sehr gestreckt. Es mag doch wirklich niemand, wenn es dreißig Seiten lang einfach nur darum geht, dass niemand miteinander spricht, sich alle ganz schlecht fühlen, blablabla. Nee, wirklich nicht. Kommuniziert doch bitte oder lasst es – aber zögert es nicht unnötig-dramatisch hinaus.

Nun, das war der sehr negative Teil. Allerdings mochte ich auch einige Aspekte, das will ich natürlich keinesfalls unter den Tisch fallen lassen.
Die Protagonistin Winnie hat mir nämlich sehr zugesagt. Ihre Interessen – App-Entwicklung und Kunst (wie sich das kombinieren lässt, könnt ihr gerne selbst herausfinden) – haben mir sehr zugesagt und der Story einen angenehm-interessanten Touch gegeben. Außerdem hadert Winnie die ganze Geschichte über mit ihrem Platz in ihrer Familie: Die enge Verbindung, die sie zu ihrem Vater hatte, ist zerbrochen, als der verschwunden ist und seitdem scheint sie das dritte Rad am Fahrrad zu sein. Ihre Mutter kümmert sich in erster Linie um Sascha und nun, da die beiden Schwestern allein in New York leben, ist das vor allem Winnies Job – ungeachtet der Tatsache, dass sie in ihrem Leben auch noch anderes zu tun, beziehungsweise vorhat.
Diese Thematik hat mir besonders gefallen, weil sie nicht nur von einer Seite beleuchtet wird. Obwohl Winnie unter ihrer Position in der Familie leidet, liebt sie Sascha eben auch. Sehr. Und wie könnte sie auch nicht, denn Sascha ist eine herzensgute Person, die man auch als Leser*in bald liebgewinnt.
So erzählt A Night of Promises and Blood eben auch davon, wie es Winnie als große Schwester, wie es Sascha als jüngerer geht und wie beide Schwierigkeiten mit der Situation haben, aber zugleich unfassbar wichtig füreinander sind.

Jo auf der anderen Seite … naja. Ich mochte sie nicht nicht, aber als einzigartige oder in irgendeiner Weise besondere Figur würde ich sie nun wirklich nicht bezeichnen. Das ist nicht nur ärgerlich, weil sie die Love Interest der Geschichte ist, sondern auch, weil die Hälfte des Buches aus ihrer Sicht erzählt wird – und man könnte ja wirklich meinen, als Protagonistin hätte sie dann doch die ein oder andere charakteristische Eigenschaft. Hierbei möchte ich noch anmerken: Eine Tatsache, die später enthüllt wird, erklärt das Fehlen eines charakterlichen Hintergrunds ein Stück weit. Aber eben auch nicht ganz. Nicht genug, um mich sonderlich für Jo zu interessieren. Immerhin hätte ja ebendiese Erklärung noch tiefgehender betrachtet werden. Das passiert aber zumindest in diesem Teil der Reihe nicht.

Dementsprechend mochte ich auch die Liebesgeschichte eher so mäh. Hier wieder mehrere Komponenten: Erstens konnte sich eben keine richtige „Chemie“ zwischen Winnie und Jo aufbauen, wenn mindestens eine dieser zwei Personen schon für sich allein keine besitzt. In der ersten Hälfte war das sogar noch etwas besser, da es hier noch die Geheimnisse gab, die hinter (beziehungsweise in) Jo stecken. Sie wirkt noch etwas spannender, weil man kaum etwas über sie weiß und so entsteht auch eine gewisse Anziehung – bis man merkt, dass nicht wirklich was dahintersteckt.
Außerdem existiert auch hier wieder das, was ich bereits kritisiert habe: Es ist keine wirkliche Lovestory, weil der Handlungsaspekt einfach fehlt. Es geschieht kaum etwas. Das wäre vollkommen okay – denn immerhin kann eine gute Liebesgeschichte ja auch ganz ruhig sein -, wenn Emotionen da gewesen wären. Zumindest für mich sind die aber nicht rübergekommen. Zu viel „tell“, zu wenig „show“, besonders in Bezug auf Jo.

Um am Ende noch etwas Positives sagen zu können: Trotz der vielen Kritikpunkte, die mir die Leseerfahrung erschwert haben, bin ich ziemlich gut durch A Night of Promises and Blood durchgekommen und wie zu Beginn bereits erwähnt, war es ganz nett zu lesen, wenn ich gerade nicht den Kopf für irgendetwas anderes hatte. Aber ich muss leider auch sagen, dass das hier wohl keine Story ist, die noch lange in besagtem Kopf verweilen wird.

Letztlich wäre dieser Roman als New Adult Romance um einiges besser gewesen, vermute ich. Mit Winnie gibt es ja eine spannende Hauptfigur, aus deren Sicht man gerne lesen möchte, auch wenn es „nur“ um ihr ganz realistisches Leben geht. Dann hätte die ganze Familien-Problematik richtig ausgearbeitet werden können und auch Jo als Love-Interest hätte vielschichtiger geformt werden können. Der Fantasy-Aspekt in A Night of Promises and Blood konnte mir nicht viel geben, hat dafür aber einiges von Jo und ihrer Liebesgeschichte mit Winnie genommen.

Mein Fazit:

Mit A Night of Promises and Blood habe ich wohl nicht mein neues Lieblingsbuch gefunden. „Ganz nett für Zwischendurch“ trifft es hier aufgrund der sympathischen Protagonistin, mit der ich mich an einigen Stellen auch identifizieren konnte, und dem einfachen Schreibstil ganz gut. Die Handlung, inklusive Liebesgeschichte, hat mich aber nicht überzeugt. Nichts Halbes und nichts Ganzes, die richtige Mischung aus Romance und Fantasy hat die Autorin hier in meinen Augen verpasst.


zum Buch

Informationen zum Buch:

Titel: A Night of Promises and Blood

Autor*in: Anne Pätzold

Verlag: Lyx

Erschienen: 25. Januar 2023

ISBN: 9783736317727

Preis: 18,00 € (Hardcover); 9,99 € (E-Book)

Seitenzahl: 368

Meine Altersempfehlung: ab 13 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.