Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
heute geht es um Tochter der Tiefe, eine Geschichte voll Spannung, unglaublicher Technik und Wohlfühlcharakteren – das Ganze natürlich auf oder unter Wasser, versteht sich. Falls ihr also Lust auf ein zwar nicht magisches Middle-Grade-Buch habt, das aber dennoch eine magisch-fesselnde Atmosphäre und die perfekte Ablenkung von der Realität bereithält, dann lest gerne weiter.


Klappentext:

Als aus heiterem Himmel die Meeres-Akademie hinter Ana in die Luft fliegt, kann sie es nicht fassen. Welcher unbekannte Feind hat es da auf sie abgesehen? Ana und ihre Freunde fliehen aufs Meer, doch auch hier sind sie nicht sicher. Ein Geheimnis nach dem anderen kommt ans Licht: Ana ist die letzte Erbin von Kapitän Nemo und deshalb die Einzige, die das legendäre U-Boot Nautilus wieder flott machen kann. Als sie das Boot finden, stellt sich heraus, dass Ana über Musik sogar mit der Nautilus kommunizieren kann, denn diese ist von künstlicher Intelligenz beseelt. Aber ihr Gegner hat sie schon aufgespürt … (Quelle: www.carlsen.de)


Meine Meinung:

Percy Jackson ist ja bekanntermaßen eine absolute Herzensreihe für mich. Da ich Die Abenteuer des Apollo aber weitaus weniger packend fand bzw. finde (mir fehlen noch zwei Bände), sahen meine Erwartungen bei Tochter der Tiefe eher gemischt aus. Ich will das Buch in dieser Rezension auch gar nicht die ganze Zeit mit Rick Riordans anderen Werken vergleichen, möchte aber gleich zu Anfang feststellen: Meine gemischten Erwartungen wurden definitiv übertroffen!

Zunächst zur Grundidee: Ich habe zwar nie etwas von Jules Verne gelesen und kannte die Geschichte, die Rick Riordan hier als Inspiration diente, dementsprechend auch nicht, dennoch hat mich das Ganze sofort angesprochen. Stories, die auf, im oder um das Meer herum spielen, sind prinzipiell schon mal toll. Neue Adaptionen von bereits existierenden, bestenfalls auch noch märchenhaft anmutenden Geschichten (wozu ich 20 000 Meilen unter dem Meer jetzt einfach mal zähle) ebenfalls. Ach ja, und Bücher voll zu entdeckender Geheimnisse und unerwarteter Wendungen auch.

Der Autor hat dieses Grundkonzept auch wirklich grandios umgesetzt, wie ich finde. Ana ist seine erste weibliche Protagonistin (von Sadie in den Kane-Chroniken mal abgesehen, aber die erzählt die Geschichte ja nicht allein) und ich habe sie geliebt. Umsichtig, sympathisch, klug, tough und witzig – eigentlich ist sie alles, was man sich von der Hauptperson eines Kinder-/Jugendfantasy- bzw. Science-Fiction-Buches erhofft. Ich mochte sie also bereits von Beginn an, gleichzeitig lernt man sie aber auch im Laufe der Geschichte immer näher kennen, erlebt mit, wie sie über sich hinauswächst und fühlt sich so richtiggehend mit ihr verbunden.

Ähnliches gilt aber auch für sämtliche Nebencharaktere. Manche sind gleich sympathisch, mit anderen muss man (gemeinsam mit Ana) erst warm werden. Wieder andere kann man von Anfang an nicht leiden, was sich auch nicht mehr ändern wird und dann gibt es noch solche, von denen man vollkommen überrascht wird. Im positiven, wie im negativen Sinne. Ich war zwar, ehrlich gesagt, oft verwirrt, da es einfach sehr viele verschiedene Figuren gibt – von den (Meeres-)Tieren, über Lehrer*innen bis hin zu Anas Klasse. Praktischerweise gibt es aber ja die Liste auf den ersten Seiten des Buches, auf der man immer wieder nachsehen kann, zu welchem Haus dieser Typ nun wieder gehört und welchen Job dieses Mädchen nochmal innehat.

Die Idee mit den Häusern fand ich im Übrigen auch super, da so ganz verschiedene Bereiche, unterschiedliche Kenntnisse und Wissensgebiete beleuchtet wurden. Ich persönlich finde ja Anas Haus, das Haus Delfin, am interessantesten, da ich mich sehr für Sprachen interessiere, aber es gibt eben auch für alle anderen etwas. (Mein Bruder zum Beispiel wäre definitiv im Haus Hai und würde die ganze Zeit „Piu, piu!!!“-schreiend mit einer Wasserpistole durch die Gegend laufen.)

Die Handlung ist ebenfalls genial. Zum einen fand ich die neue Umsetzung der Ideen von Jules Verne wirklich toll, da so eine gewisse Grundspannung erzeugt wird. Man möchte als Leser*in einfach immer wissen, was denn nun hinter all diesen Andeutungen steckt, was für Geheimnisse um Kapitän Nemo noch gelüftet werden und welche Ana in dem Ganzen spielt. Zugleich wird so auch eine gewisse magische Atmosphäre erzeugt, obwohl es sich ja eigentlich um einen Science-Fiction-Roman handelt. Die Sci-Fi-Elemente sind aber so gut beschrieben, dass sich all das beinahe märchenhaft anfühlt.

Allerdings nicht so märchenhaft, dass die Spannung verlorengeht. Die wird nämlich auch von der unvorhersehbaren Storyline erzeugt. Klar, irgendwo ist sie nicht revolutionär, wenn man schon andere Bücher aus dem Genre gelesen hat. Das tut dem Suchtfaktor und der Genialität aber keinen Abbruch! Es gibt packende Kampfszenen voll Herzklopfen und Ich-kann-jetzt-nicht-zum-Essen-kommen-in-meinem-Buch-geht-gerade-alles-den-Bach-runter-Momenten, genauso aber auch entspanntere Passagen, in denen den Charakteren wie den Leser*innen eine Pause gegönnt wird. Diese ruhigeren Teile der Geschichte besitzen aber natürlich noch immer eben erwähnte Grundspannung und es wird sich einfach mehr auf die Figuren und auf das Lösen der Rätsel fokussiert, wodurch auch diese alles andere als langweilig werden.

Der Schreibstil ist natürlich auch sehr gut. Vielleicht nicht umwerfend-poetisch oder tiefgründig, aber flüssig zu lesen und – bei Rick Riordan wohl keine Überraschung – humorvoll. Obwohl in Tochter der Tiefe eher die Handlung und somit ein gewisser Ernst im Vordergrund stehen, gibt es immer wieder Stellen, an denen ich lächeln bis grinsen musste. So wird das Ganze aufgelockert, der Unterhaltungsfaktor wird noch einmal maximiert und es entsteht eine perfekte Mischung aus Witz und Spannung. Kein Wunder, dass ich das Buch in gut zwei Tagen durchgesuchtet habe.

Mein Fazit:

Tochter der Tiefe ist ein weiteres geniales Middle-Grade-Buch von Rick Riordan zum Lachen und vor allem zum Mitfiebern. Egal ob mit zwölf, wie ich mit sechzehn oder älter – diese Geschichte ist einfach gut. Ich vergebe viereinhalb Teetassen.


Informationen zum Buch:

Titel: Tochter der Tiefe

Originaltitel: Daughter of the Deep

Autor*in: Rick Riordan

Übersetzung: Gabriele Haefs

Verlag: Carlsen

ISBN: 3551557551

Preis: 17,00€

Meine Altersempfehlung: ab 11 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.