Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
lange gab es auf meinem Blog nichts Neues – erst, weil ich zwei Wochen lang im Urlaub war und dann aufgrund von immensem Schulstress, juhu! Jetzt habe ich aber wieder mehr Zeit und bin somit auch hier aktiver – das hoffe ich zumindest. Heute gibt es daher eine Rezension, die ich schon schreiben will, seit ich das Buch vor einem Monat beendet habe. Es geht um Lore von Alexandra Bracken, ein Buch, das nun zu meinen absoluten Jahreshighlights zählt. Macht euch also auf einen Beitrag voller Schwärmereien gefasst!


Worum geht es?

Ihr ganzes Leben lang hat sich Lore auf die alle sieben Jahre stattfindende Jagd und auf den Ruhm, den diese mit sich bringen soll, vorbereitet. In diesen sieben Tagen, in denen die Nachfahr*innen griechischer Helden die einst olympischen Gottheiten jagen, um ihre Kräfte zu erhalten, will sie ihre Würdigkeit beweisen. Doch als Lores gesamte Familie von einer anderen Blutlinie ermordet wird, taucht sie unter und lässt die Jagd hinter sich, um zu überleben …
Bis nach sieben Jahren die schwer verwundete und nun für eine Woche sterbliche Athene vor ihrer Tür auftaucht und sie dazu bringen will, einen Pakt zu schließen, der Lore tiefer in die Welt der alten Blutlinien hineinziehen wird, als sie es jemals wieder zulassen wollte.


Meine Meinung:

Lore ist eigentlich das perfekte Buch für alle Fans von griechischer Mythologie und/oder spannenden Urban Fantasy-Epen. Das Ganze basiert zwar auf griechischen Mythen, spielt aber im heutigen New York City. (Hallo, Percy Jackson!) Mit dieser Grundidee erschafft Alexandra Bracken ein ausgeklügeltes „Magie“-System, über das man im Laufe der Geschichte mehr und mehr erfährt. Das wird so in die Story eingewoben, dass dieses eigentlich sehr komplexe Worldbuilding nicht langweilig oder ermüdend wirkt, sondern die sowieso schon zuhauf vorhandene Spannung nur noch steigert.

Und ja, an Spannung fehlt es hier definitiv nicht. Ebenso wie das zugrundeliegende „Magie“-System, ist nämlich auch die Handlung unfassbar gut ausgearbeitet. Alles hängt irgendwo zusammen, vermeintliche Tatsachen entpuppen sich als Lügen, weder die Protagonistin selbst, noch wir Leser*innen können uns in irgendeiner Sache sicher sein. So erzeugt die Autorin geradezu einen Sog, man möchte unbedingt weiterlesen und dennoch wollte ich es nicht, um das Buch nicht beenden zu müssen – also genau die Wirkung, die eigentlich alle meine Lieblingsbücher haben.
Alexandra Bracken hat es hier perfekt gemeistert, ein fantastisches Epos mit unheimlich viel Inhalt, unerwarteten Wendungen und einer gehörigen Portion Suchtfaktor in ein einziges Buch zu packen – und das, ohne dass es sich gehetzt oder zu oberflächlich anfühlen würde. Das muss man erstmal schaffen!

Was in diese Genialität von einer Story natürlich auch stark „hineinspielt“, sind die Charaktere. Zwar steht bei Lore eher die Handlung im Vordergrund und die Figuren spielen vielleicht eine kleinere Rolle als beispielsweise in einem Romance-Roman, die Personen kommen hier aber dennoch keinesfalls zu kurz.
Es gibt allgemein recht viele verschiedene Charaktere – gute, böse, solche, die irgendwo dazwischen stehen, und diejenigen, bei denen man es einfach nicht weiß. Das ist zunächst etwas verwirrend, macht das Ganze aber vor allem noch fesselnder. Man interessiert sich nicht nur für die Handlung allein, sondern auch für die Personen, was natürlich immer wichtig, aber in einigen Büchern eben auch nicht der Fall ist. Hier jedenfalls sind die Figuren ebenso komplex aufgebaut wie der Plot und wirken daher – wenn auch vielleicht nicht immer nachvollziehbar (das ich aber wohl der Tatsache geschuldet, dass die wenigsten von uns schon einmal in eine tödliche Gött*innenjagd samt zugehöriger Schwierigkeiten verwickelt waren) – so doch immer realistisch (abgesehen davon, dass es sich hierbei um Fantasy handelt, natürlich) und verhalten sich logisch.

Die Protagonistin Lore hat es mir auf jeden Fall auch sehr angetan. Sie ist vielleicht nicht der freundlichste und liebenswürdigste Mensch der Welt, aber trotzdem – oder möglicherweise auch genau deshalb – absolut genial. Im Grunde ist sie einfach die Definition einer kämpferisch-klugen, „badass“ Protagonistin, wie wir (oder auf jeden Fall viele von uns) sie alle lieben.
Was ich an der Darstellung Lores außerdem sehr interessant und ungemein gut gemacht finde, ist, dass die Geschichte (bis auf den Prolog) durchgehend aus ihrer Perspektive erzählt wird und man dennoch nicht alles aus ihren Gedanken ungefiltert erfährt. So sympathisiert man zwar mit der Protagonistin und lernt sie, inklusive ihrer Entwicklung, immer besser kennen. Dennoch kann man ihr als Leser*in nicht gänzlich vertrauen. Das erzeugt sogar innerhalb der Hauptperson selbst noch einmal einen gewissen Spannungseffekt. (Wie oft will ich in dieser Rezension eigentlich noch das Wort „Spannung“ schreiben??)

Zugleich bildet sich im Laufe des Buches auch eine Art Freundesgruppe, ein Kreis von Menschen (oder Nicht-Menschen), die immer stärker zusammenwachsen, sich mehr und mehr gegenseitig vertrauen und das – okay, jetzt wird’s kitschig – trotz all der Steine (oder Granitfelsen), die ihnen in den Weg gelegt (oder von Mitgliedern anderer Blutlinien auf sie geworfen werden, um sie zu erschlagen …) werden. Dabei sind diese Personen natürlich auch mir als Leserin immer wichtiger geworden und obwohl das Ganze – zumindest wie es erst scheint – was Emotionen angeht, nicht sonderlich tiefsinnig beschrieben wird, hatte ich das Gefühl, sie mit Lore kennen und lieben zu lernen. (Das macht es aber natürlich auch umso schlimmer, wenn ihnen etwas zustößt … *heul*)

Lore ist im Übrigen in der Er- beziehungsweise Sie-Perspektive erzählt, was ja vielen nicht besonders zusagt. Hier passt das aber wirklich gut zur Geschichte. Wie bereits erwähnt, steht man der Protagonist*in hier als Leser*in zwar sehr nahe, sie gibt aber auch uns nicht alles preis. Man steckt nicht voll und ganz in der Person drin und kennt sie am Ende dennoch so gut wie sie sich selbst. Daher passt dieser zwar mitreißende, zum Teil aber auch eher nüchterner gehaltene Schreibstil in meinen Augen einfach perfekt zum Buch und ich kann es dementsprechend auch denjenigen vollkommen empfehlen, die normalerweise die Ich-Perspektive bevorzugen.
Außerdem kann Alexandra Bracken wirklich grandiose Kampfszenen schreiben – und davon gibt es hier natürlich auch so einige.

Zuletzt noch kurz zur Sprache: Ich habe Lore auf Englisch gelesen und mochte das an sich auch wirklich. Allerdings handelt es sich bei dem Ganzen eben um eine komplexe Fantasy-Geschichte mit zum Teil vielleicht nicht ganz alltäglichen Begriffen, wodurch ich zwischenzeitlich, trotz packender Handlung und genialer Charaktere, nicht immer so schnell vorankam und auch mehr Vokabeln nachsehen musste als normalerweise, wenn ich Bücher auf Englisch lese. Solltet ihr also vielleicht erst mit dem Lesen auf Englisch beginnen oder Ähnliches, dann kann ich auch empfehlen, das Buch im August, wenn es erscheint, auf Deutsch zu lesen.

Mein Fazit:

Welch Überraschung, ich habe Lore wirklich absolut geliebt. Alexandra Bracken hat hier meiner Meinung nach ein absolut geniales Young Adult Fantasy-Buch geschrieben, das die moderne Welt und die griechische Mythologie auf die fesselndste und einnehmendste Art und Weise vereint. Ich vergebe fünf Teetassen und füge diese Geschichte ganz klar zu meinen Jahreshighlights hinzu.


Informationen zum Buch:

Titel: Lore

Autor*in: Alexandra Bracken

Verlag: Hachette Children’s Book

ISBN: 1786541521

Preis: 12,49 €

Meine Altersempfehlung: ab 14 Jahre

Deutsches Buch: 3401606387 (Übersetzung: Sabine Schilasky)


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.