Heute gibt es eine Rezension zu einem Buch, das ich in einer Leserunde vom Instagramaccount @lies_dich_feministisch gelesen habe. Im letzten Monat, also im September 2021, war das Meine Augen sind hier oben von Laura Zimmermann. Worum es in dem Jugendbuch geht und wie meine Meinung dazu ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag.


Inhaltsvorschau:

Greer hat große Brüste und das ist wohl auch das, was anderen als erstes an ihr auffällt. Sie ist „das Mädchen mit der großen Oberweite“, nicht „das Mädchen, mit den tollen Mathenoten“ oder „das Mädchen mit der übereifrigen Mutter“ und weiß das auch. Sie weiß, wie man sie sieht und sieht sich auch selbst teilweise so – sie wird von ihren Brüsten oder naja … eigentlich der Meinung anderer über ihre Brüste – daran gehindert, sie selbst zu sein und das zu tun, was sie tun möchte. Aber auch sonst sind sie einfach immer im Weg …
Als sie dann aber Jackson kennenlernt und sich sogar traut, zu versuchen Teil der Volleyballmannschaft zu werden, scheint sich alles zu bessern. Doch ist es wirklich so einfach?


Meine Meinung:

Das Thema, das in Meine Augen sind hier oben behandelt wird, wird ziemlich selten in Büchern eingebunden. Vor allem was Jugendbücher angeht, habe ich eigentlich noch nie eines gelesen, in dem das Thema (große) Brüste wirklich angesprochen wird, geschweige denn die Hauptthematik der Geschichte darstellt. Ich finde das ziemlich schade, da es sicher viele Jugendliche gibt, die sich dafür interessieren bzw. selbst mit ihrer Oberweite hadern. Deswegen war ich auch schon sehr gespannt auf Meine Augen sind hier oben. Doch konnte mich die Umsetzung des Ganzen auch überzeugen?

Hier die kurze Antwort: Ja, ja und nochmals ja! Ich habe meinen E-Book-Reader eingeschaltet und schon nach der ersten Seite war ich in Greers Leben versunken. Der Erzählstil ist wirklich flüssig und macht regelrecht süchtig. Obwohl ich wirklich keine besonders schnelle Leserin bin, hätte ich diese Geschichte wahrscheinlich an einem Tag verschlungen, wenn ich es nicht in einer Leserunde gelesen hätte.

Greer ist nämlich eine äußerst sympathische Hauptperson, die authentisch wirkt. Zwar fand ich ihre Handlungen, Gedanken etc. manchmal etwas überdramatisch, aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich zugeben: Ich würde in ihrer Situation wohl ziemlich ähnlich reagieren. Ja, ein bisschen nervig war es manchmal, aber dann bin ich das wohl auch und das ändert auf jeden Fall nichts an Greers Authentizität.

Die Nebencharaktere mochte ich teilweise sogar noch lieber als Greer selbst (beispielsweise Maggie, einfach eine Queen, haha), teilweise waren sie die gesamte Handlung hindurch unfassbar nervtötend (Tyler, I’m looking at you…) und teilweise hat sich meine Meinung von ihnen im Laufe der Story um 180° gewendet (z.B. bei Quinn). Es hätte meiner Ansicht nach etwas mehr Vielfältigkeit geben können, z.B. im Bezug auf LGBTQIA+ Repräsentation, andererseits beschwert sich Maggie ja bestimmt schon darüber ; )

Die Handlung war nicht wirklich spannend und wäre der Schreibstil nicht gewesen, dann wäre Meine Augen sind hier oben wohl kein besonderer Page-Turner geworden. Die Story plätschert eher so dahin, als dass es große Wendungen geben würde. Aber da es den Schreibstil eben gibt und ich auch keine große Spannung erwartet habe, ist das kein wirklich großer Kritikpunkt. Immerhin ist dieses Buch weder ein Thriller, noch ein High Fantasy-Roman.

Trotz der fehlenden Plot-Twists konnte ich im Laufe der Handlung zufrieden Greers Entwicklung beobachten. Sie verändert sich und nimmt sich selbst mit der Zeit immer mehr an. Trotzdem wirkt es nicht unrealistisch perfekt, denn am Ende ist nicht alles so, wie es sein soll, sondern es ist einfach gut – authentisch gut. Wenn Greers Leben im Laufe dieser paar Monate, in denen Meine Augen sind hier oben spielt, zu 100% makellos und komplett problemfrei werden würde, dann wäre das einfach komplett unauthentisch.

Stattdessen ist das Ende perfekt unperfekt. (Meiner Meinung nach ist das übrigens die beste Art von perfekt!) Es war einfach ein toller Abschluss, bei dem ich stolz auf Greer war. Ich konnte gut loslassen. Das heißt nicht, dass ich darauf gewartet habe, dass das Buch endlich zu Ende geht, doch ich war auch nicht wirklich traurig, als ich die letzte Seite beendet habe. Wie gesagt, es war einfach ein gelungenes Ende.

Eine Sache, die dann aber nicht Meines war, war die Liebesgeschichte. Ich konnte mit Jackson einfach nicht warm werden, so sehr ich es auch versucht habe. Insgesamt wirkte die Lovestory auf mich manchmal etwas fehl am Platz. Klar, sie trägt schon auf eine wichtige Art und Weise zur Haupthandlung bei, aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann fand ich das Ganze etwas nervtötend. Ich finde nicht, dass man besagte Liebesgeschichte vollkommen streichen sollte, aber etwas weniger Aufmerksamkeit hätte sie schon bekommen sollen.

Was übrigens auch noch eine relativ große Rolle spielt, ist das Thema Volleyball. Ich persönlich bin wirklich grottig in diesem Sport, aber irgendwie habe ich beim Lesen dieses Romans trotzdem Lust bekommen, zu spielen. Die Mann- bzw. Frauschaft ist einfach so sympathisch, ganz besonders Jessa. Ich habe mich eigentlich immer wohl gefühlt, wenn sie gerade da war. Maggie und Jessa sind wohl meine absoluten Lieblingscharaktere dieser Geschichte. Ihr glaubt gar nicht, wie gerne ich mit ihnen befreundet wäre.

Mein Fazit:

Meine Augen sind hier oben ist eine absolute Leseempfehlung für alle Feminist*innen. Sowhl Idee, also auch Umsetzung konnten mich überzeugen. Aufgrund der für mich etwas zu sehr im Mittelpunkt stehenden Liebesgeschichte, vergebe ich „nur“ 4 von 5 Teetassen, dennoch bin ich definitiv ein riesiger Fan dieses Jugendbuches.


Informationen zum Buch:

Titel: Meine Augen sind hier oben

Autorin: Laura Zimmermann

Übersetzung: Barbara König

Seitenzahl: 336

ISBN: 3038800406

Verlag: Arctis

Meine Altersempfehlung: ab 13 Jahre


Disclaimer:

Rechte an dem abgebildeten Buchcover liegt beim Verlag