Ich persönlich habe eigentlich noch nie etwas von Es war einmal ein blauer Planet gehört. Allerdings muss ich sagen, dass das wohl vor allem daran liegen könnte, dass das Buch einfach aus keinem Genre ist, aus dem ich oft Bücher lese. Dass ich den Roman auf der Seite des Bloggerportals entdeckt habe, war also eher Zufall. Da mich der Klappentext jedoch wirklich angesprochen hat, habe ich mich sehr gefreut, dass ich Es war einmal ein blauer Planet als Rezensionsexemplar erhalten durfte. Wie hat es mir aber letztendlich gefallen?


Klappentext:

Der junge Robin ist überwältigt, als er aus seiner Raumkapsel steigt. Der warme Sand unter seinen Füßen, der sanfte Wind und das Farbenspiel des Meers sind so viel besser als jede noch so perfekte virtuelle Realität. Er ist auf der Erde, diesem fernen blauen Planeten, den er bislang nur aus Filmen und Erzählungen kannte. Doch seine Mission ist keine leichte: Können die Menschen auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, obwohl sie einst dafür gesorgt hatten, dass er unbewohnbar wurde? Wie sollen sie leben, damit Glück für alle möglich ist? Und zählt Liebe noch? (Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Penguin-Verlag/71000.rhd)


Meine Meinung:

Ehrlich gesagt hatte ich von Es war einmal ein blauer Planet etwas anderes erwartet. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, die Geschichte würde sich mehr damit auseinandergesetzen, was geschehen ist und zur (fast) Unbewohnbarkeit der Erde geführt hat. Stattdessen wird dieses Thema zwar behandelt und es wird grob erklärt, was geschehen ist, aber das Ganze steht nicht im Vordergrund der Handlung. Für mich persönlich war das etwas enttäuschend, aber an sich kann das Buch dafür natürlich nichts, nur haben der Klappentext und vor allem der Titel einfach etwas andere Erwartungen in mir ausgelöst.

Dennoch finde ich die Grundidee wirklich interessant. Eine dystopische/ utopische Welt mitsamt künstlicher Intelligenz, Gentechnik etc. wird thematisiert, aber auch philosophische Fragen, die man sich schon seit tausenden von Jahren stellt (insbesondere bezüglich Glück), die Liebe, wie man seinen Platz in einer Gesellschaft findet und einiges mehr. Die Umsetzung dessen mochte ich an sich auch ganz gerne, doch kam mir Manches auch zu schnell abgehandelt vor.

Der Protagonist lernt in der Geschichte verschiedene Arten von Gesellschaft kennen. Einmal natürlich die Kolonie auf dem Mars, in der er lebt, aber auch auf der Erde trifft er auf Gemeinschaften mit verschiedenen Grundwerten und moralischen bzw. philosophischen Vorstellungen. An sich hat mir diese Reise gefallen, doch hatte das Ganze für mich auch negative Aspekte. Der Protagonist kommt aus einer technisch und naturwissenschaftlich sehr fortgeschrittenen Welt und manchmal kam es mir dann so vor, dass er die Völker auf der Erde, für die Technik und Wissenschaft überhaupt kein oder kein großer Punkt ihres Lebens zu sein scheint, irgendwie von oben herab betrachtet und sich über sie stellt, um über sie zu urteilen. Teilweise wird zwar auch gesagt, dass er das eben nicht möchte, aber nach dieser Aussage handelt/ denkt Robin meines Erachtens nach nur bedingt.

Die philosophischen Aspekte sind gut in die Geschichte eingebunden und geben teilweise auch Denkanstöße, teilweise fand ich sie aber auch etwas flach und nicht besonders originell. Ich bin also nicht der Meinung, dass Es war einmal ein blauer Planet wirklich besondere oder unbekannte philosophische Ansätze liefert, finde es aber trotzdem gut, dass sie in die Story miteingebracht wurden.

Die Handlung an sich war für mich zum Teil spannend, zum Teil eher langweilig. Das hat sich wirklich ziemlich abgewechselt. Vor allem die Kapitel aus Yûs Perpektive waren packend, während die aus Robins Sicht mir manchmal etwas öde vorkamen. Insgesamt ist das aber kein großer Kritikpunkt, da die Spannung für mich keinen allzu wichtigen Part dieses Buches darstellt. Was mich mehr gestört hat, war die Tatsache, dass vieles, und dazu zählt leider auch das Ende, ziemlich schnell abgehandelt wurde bzw. es einige Zeitsprünge gab und Geschehnisse, die mitreißend hätten erzählt werden können, nur kurz in ein paar Sätzen zusammengefasst wurden.

Das hat für mich dann auch die Entwicklung der Charaktere und vor allem die des Hauptprotagonisten geschmälert, falls man das so sagen kann. An sich hat sich Robin mit der Zeit auf jeden Fall verändert und zu mehr Selbstbewusstsein gefunden, ich muss aber sagen, dass mir dabei oft die Authentizität gefehlt hat. Das mag wohl auch der Grund dafür sein, dass ich nie so ganz mit ihm warm werden konnte. Andere Charaktere, wie zum Beispiel Yû oder auch Zulma, konnte ich mit der Zeit ganz gut leiden, obwohl auch sie auf mich manchmal etwas blass wirkten.

Ein Kritikpunkt ist noch, dass Es war einmal ein blauer Planet doch ziemlich heteronormativ ist. Es gibt eigentlich nur einen offen homosexuallen Charakter und dieser wirkte auf mich leider auch wie: „Ach, eine nicht-hetero Person brauchen wir noch, fügen wir noch schnell was in die Richtung ein“. In einem Abschnitt der Geschichte macht sich Robin zum Beispiel auch Gedanken über die Natur des Menschen und setzt diese zu großen Teilen mit sexuellem Verlangen gleich, was impliziert, dass jeder Mensch sich sexuell zu anderen hingezogen fühlt, was nun einmal einfach nicht der Fall ist.
Auch der Umgang mit Geschlechterrollen hat mich hier gestört. Zwar sind in der Kolonie anscheinend alle Personen in höheren Positionen Frauen, doch hat es auf mich so gewirkt, als würde das, so wie es beschrieben wurde, zumindest teilweise aussagen, die Frauen hätten die Männer einfach verdrängt und wären somit männerfeindlich. Was mich aber vor allem genervt hat, ist, dass es trotzdem die typischen Genderklischees gab, à la „Frauen wird immer die Mutterrolle zugeteilt, Männer sind die Beschützer, …“. Direkt so wurde das im Buch natürlich nicht gesagt, aber durch die Art, wie die Situationen beschrieben werden, wirkt es auf mich leider so.

Einen letzten Pluspunkt habe ich jetzt aber noch zu vergeben: den Schreibstil. Das Buch ließ sich für mich nämlich unglaublich flüssig lesen und auch wenn die Handlung gerade nicht so spannend war, bin ich mehr oder weniger durch die Seiten geflogen und sehr schnell vorangekommen, was die ja teilweise fehlende Spannung für mich wieder wett gemacht hat.

Mein Fazit:

Es war einmal ein blauer Planet von François Lelord hat eine sehr interessante und vielversprechende Grundidee, jedoch hat mich die Umsetzung nicht vollkommen überzeugen können. Eine klare Empfehlung oder Nicht-Empfehlung kann ich deswegen schwer aussprechen, das kommt hier zu sehr darauf an, worauf man beim Lesen achtet. Sollten jemanden die von mir angesprochenen Kritikpunkte in Büchern besonders stören, dann wird der Roman dieser Person wahrscheinlich weniger gefallen. Solltet ihr eher auf anderes Wert legen, dann kann es aber natürlich auch gut sein, dass ihr die Geschichte sehr gerne mögen werdet.


Informationen zum Buch: https://www.penguinrandomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Lelord_FEs_war_ein_blauer_Planet_222077.jpg

Titel: Es war einmal ein blauer Planet

Autor: François Lelord

Seitenzahl: 281

ISBN: 3328601066

Verlag: Penguin Verlag

Meine Altersempfehlung: ab 14 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.