Heute geht es um ein Buch, das ich eigentlich noch nie irgendwo gesehen habe, weder auf Bookstagram und Booktube, noch in einer Buchhandlung. (Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.) Als ich Die Mitternachtstür dann geschenkt bekommen habe, war ich allerdings doch gespannt, wenn auch nicht allzu sehr, wenn man bedenkt, dass das Buch vier Monate bei mir gerumstand, bis ich es endlich in die Hand genommen habe. Die Frage ist jetzt aber: Konnte mich dieses Buch überzeugen?


Klappentext

Als Gran mit seinen Eltern in eine verschlafene Kleinstadt zieht, kriegt er zuerst einmal einen Schreck: In den Straßen klaffen Risse, die Häuser stehen schief, und alles scheint seinen Halt verloren zu haben. Dann begegnet er der geheimnisvollen Catalina und sieht, wie sie an einem Berghügel eine geheime Tür öffnet und sich Zugang zu einem unterirdischen Labyrinth aus Tunneln verschafft. Gran erfährt, dass die Stadt vom Versinken bedroht ist und dass er und Catalina die Einzigen sind, die sie noch retten können … (Quelle: www.fischerverlage.de)


Meine Meinung

Gestaltung:

Die Mitternachtstür hat ein ziemlich besonderes Cover, wie ich finde. Wenn man daraufschaut, dann stechen einem*r, einfach weil sie sich in ihrer gelben Farbe vom schwarz-weißen Hintergrund abheben, sofort die Schrift und die Lichter ins Auge. Wenn man aber genauer hinsieht, dann gibt es unglaublich viel zu entdecken und jedes Mal, wenn ich das Buch betrachte, fällt mit etwas neues auf. Man könnte vielleicht anführen, dass das Cover etwas zu kindlich wirkt, allerdings ist das kein Kritikpunkt, da Die Mitternachtstür eigentlich ein Kinderbuch ist. Also kann ich nur sagen, dass dieses Buchcover wirklich gelungen ist.

Handlung:

Auf der anderen Seite gibt es hier aber auch einiges, was nicht besonders gut geworden ist, unter anderem die Story des Buches. Die Idee hinter dem Ganzen finde ich zwar toll und das fehlende „Magiesystem“, bei dem hätte erklärt werden können, wie und wieso alles so funktioniert, wie es funktioniert, ist für mich auch kein großes Problem, da die Zielgruppe des Buches eher jüngere Leser*innen sind, nur wurde aus der Idee etwas gemacht, was mir gar nicht gefällt. Ich hatte von Beginn an wenig bis gar keine Ahnung, wo die Geschichte hinführt, was an sich ja etwas Positives ist. Doch dann ist irgendwie nichts passiert. Keine (guten) Plot-Twists, keine krassen Ereignisse, keine plötzlichen Offenbarungen, abgesehen vielleicht von einer am Ende des Buches. Diese war allerdings nicht ganz so plötzlich, wie sie hätte sein können, sodass man sie doch ziemlich gut vorhersehen konnte.
Des weiteren passiert in Die Mitternachtstür relativ viel verschiedenes, sodass man natürlich erwartet, dass alles am Ende ein großes Bild ergibt. Hier war es aber so, dass es diesen Aha-Moment einfach nicht gab. Viele Dinge sind passiert, die für die Geschichte an sich absolut nicht relevant waren und bei denen ich mir einfach nur dachte „Hä? Was soll denn das jetzt?“ Unter anderem gehörten Dinge dazu, bei denen ich nicht einmal wusste, was sie jetzt bei mir als Leserin bewirken sollte. Sollte das jetzt witzig sein, sollte es mich wütend machen oder sollte ich mich ekeln? (Meistens lief es leider auf letzteres heraus.)
Das Ende war auch wirklich nicht der Hammer und es blieben auch noch mehrere Fragen übrig, die während es Buches aufgeworfen, aber eben nie beantwortet wurden.

Charaktere:

Hierzu kann ich nur sagen, dass es keinen einzigen Charakter gab, der mir nicht blass vorkam. Keiner Person könnte ich wirklich Charaktereigenschaften zuordnen, keine Person, auch nicht der Protagonist selbst, war mir wirklich sympathisch. Die Figuren waren einfach da, ohne wirklich beschrieben zu werden und wirkten somit natürlich auch alles andere als authentisch.

Schreibstil:

Zum Ende hin gibt es jetzt nochmal etwas positives, juhu. Der Erzählstil hat mir hier nämlich wirklich gefallen. Die sehr kurzen Kapitel und die kurzen Sätze haben bei mir, trotz der vielen zuvor schon genannten Kritikpunkte, eine Art Suchtfaktor entstehen lassen. Das sah dann ungefähr so aus: „Nur noch ein Kapitel! … Eines geht noch, die sind ja nur so kurz. … Und noch eines …“ Yup, ich denke, ihr versteht das Prinzip. Außerdem wurden die bedrückende Stimmung des Buches, aber auch die Hoffnungsschimmer, durch den Schreibstil gut rübergrebracht.

Mein Fazit

Ich frage mich, ob mir dieses Buch hier besser gefallen hätte, wenn ich drei bis vier Jahre jünger wäre. Allerdings werde ich das wohl nie herausfinden, daher kann ich dem Buch Die Mitternachtstür – und das einfach deshalb, weil mit das Cover gefällt und der Erzählstil wirklich gut war – nur 2 von 5 Teetassen geben. Die Handlung und die Charaktere, die eine Geschichte wie diese ja vor allem anderen ausmachen, waren hier einfach große Kritikpunkte von mir. Ich will aber bitte noch betonen, dass ich bereits einige gute Rezensionen zu diesem Buch gelesen habe. Also gibt es bestimmt auch einige Menschen, die das Buch gerne gelesen haben, lesen oder lesen würden.
Ach ja, eine Sache noch: Im Übrigen finde ich den deutschen Titel des Buches absolut unpassend, da nur eine einzige Stelle vorkommt, die dazu passt und dort ist das Geschehen auch willkürlich. (Wer das Buch kennt, weiß hoffentlich, was ich meine.) Was ich damit sagen will, ist also eigentlich nur, dass die Türen in Die Mitternachtstür keine besondere Rolle spielen und die Mitternacht erst recht nicht.


Informationen zum Buch

Titel: Die Mitternachtstür

Autor: Dave Eggers

Übersetzung: Ilse Layer

Illustration: Aaron Renier

ISBN: 3733504895

Verlag: FISCHER KJB

Meine Altersempfehlung: ab 10 Jahre


Disclaimer:

Rechte an den abgebildeten Buchcovern liegen beim Verlag