Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
es ist mal wieder Zeit für eine dieser Rezensionen, die eigentlich aus nichts aus Schwärmerei bestehen – was gibt es Besseres? Witzigerweise (?) habe ich zu Last Night at the Telegraph Club durch ein Video auf Instagram gefunden, in dem Buchempfehlungen basierend auf dem liebsten Charakter aus der Krähen-Dilogie gegeben wurden. Und was soll ich sagen: Nina Zenik ist immer eine gute Wahl!


Worum geht es?

Chinatown, San Francisco, 1954: Als Lily über eine Reklame des Telegraph Clubs und dessen männliche Imitatorin Tommy Andrews stolpert, ist sie fasziniert – und irgendwie auch … berührt? Wieso spricht dieses Foto etwas in ihr an und warum fühlt sich die neue Freundschaft mit ihrer Mitschülerin Kath so anders an als eine Freundschaft? Dabei gibt es doch so viel mehr als dieses Chaos in ihrem Inneren, über das Lily sich Sorgen machen muss, denn während sie sich in ihrer langjährigen Freundschaft mit Shirley immer unwohler fühlt, droht plötzlich auch noch die Abschiebung ihres Vaters.


Meine Meinung:

Mit Lily hat Malinda Lo eine tolle Protagonistin erschaffen. Durch ihre sympathische, aber auch unsichere Art habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Nicht selten wollte ich sie einfach umarmen und ihr Mut zusprechen. Gleichzeitig habe ich mich in einigen Punkten aber auch von ihr verstanden gefühlt und konnte mich so mit ihr identifizieren. Ich habe das Gefühl, durch diesen Charakter etwas gelernt zu haben und währenddessen begleitet man Lily in dieser Geschichte dabei, wie sie immer mehr lernt – über ihr Umfeld, ihre Welt, aber ganz besonders auch über sich selbst. Wie Lily ihren Weg geht, zu sich selbst findet, versucht, sich selbst zu akzeptieren, das ist berührend und ehrlich und wichtig.

Dabei geschieht eigentlich gar nicht so unglaublich viel, es folgt nicht weltbewegendes Ereignis auf weltbewegendes Ereignis. Zumindest objektiv betrachtet. In Lily sieht es da schon anders aus. Malinda Lo vermittelt das meisterinnenhaft. Obwohl das Buch nicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist, habe ich als Leserin mit Lily mitgefühlt, habe sie so gut verstanden, wie das aus meiner Perspektive eben möglich ist das irgendwie sowohl auf intellektueller (?) als auch auf emotionaler Ebene.

Das Leben einer lesbischen Jugendlichen in Chinatown, im San Francisco der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts ist erstmal weit weg von meiner Lebensrealität. Dennoch konnte mir Last Night at the Telegraph Club diesen Ort, diese Zeit, diese Gesellschaft bis zu einem gewissen Punkt wirklich nahebringen – so meine Wahrnehmung -, sodass mich die Geschichte wirklich gefesselt hat.

Sie fokussiert sich natürlich auf Lily und ihre Geschichte, ihre Entwicklung, ihr Umfeld, ihre Entscheidungen, ihre Liebe, ihre Angst, ihren Mut. (Wow, wie poetisch.) Ebenso erhält man aber auch ein „größeres Bild“, erfährt, wie dieses einzelne Leben mit dem so vieler anderer, mit der gesamten Gesellschaft, zusammenhängt. So gibt es auch immer wieder Ausschnitte aus dem Leben von anderen Mitgliedern von Lilys Familie und obwohl man diese Charaktere dann natürlich lange nicht so gut kennt wie Lily, sie einem nicht so „nahestehen“, sind auch diese Kapitel packend, einnehmend.

Malinda Lo erzählt einfach genial. Sie schreibt stimmungsvoll und fesselnd und ehrlich und authentisch. Das bleibt im Gedächtnis, ebenso wie im Herzen. Okay, das war jetzt vielleicht ein bisschen (oder ein bisschen mehr …) zu viel des Guten. Was ich damit sagen will, ist aber: Diese Geschichte bleibt auch auf emotionaler Ebene hängen.

Mein Fazit:

Last Night at the Telegraph Club ist ein Buch, das mich mitgerissen hat. Die Geschichte hat Macht, sie ist tragisch und wunderschön und voller Gefühle und Träume und Tiefe und echt. Und keine Sorge: Sie ist auch nicht so over-the-top wie diese Rezension. Keine Frage also, dass ich fünf Teetassen vergebe und euch dieses Meisterinnenwerk von Malinda Lo als Herzensbuch empfehlen kann.


Informationen zum Buch:

Titel: Last Night at the Telegraph Club

Autor*in: Malinda Lo

Verlag: Hodder & Stoughton

ISBN: 0525555250

Sprache: Englisch

Preis: 9,99 €

Meine Altersempfehlung: ab 14 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.