Rezensionsexemplar

Wer kennt es nicht: Gemeinsam mit dem*der Protagonist*in hat man unzählige Abenteuer durchgestanden, Gefahren überlebt und Bösewichte bezwungen, um am Ende die Welt zu retten. Und dann muss man Abschied nehmen und wünscht sich nichts sehnlicher als dem*der Held*in Frieden und ein glückliches, ruhiges Leben. Tja, in Fürimmerhaus erfahren wir, wie es den Erlöser*innen unterschiedlichster Welten wirklich ergeht: Sie langen eben dort, im Fürimmerhaus. Und was es mit diesem unendlichen Gebäude und seinen Bewohner*innen auf sich hat, das ist eine ganz eigene Geschichte.


Klappentext:

Das Fürimmerhaus steht zwischen den Welten, am Ufer eines dunklen Ozeans. Es hat tausende Hallen und Säle, seine Korridore sind endlos. Und noch immer wächst es weiter und verändert sich.

Im Fürimmerhaus stranden junge Heldinnen und Helden, die ihre Welten vor dem Untergang bewahrt haben. Die Herrschenden fürchten ihre Macht und schicken sie hierher ins Exil. Doch Carter ist kein Held wie die anderen. Er besitzt keine Erinnerung, ist nur von einem überzeugt: Er hat niemals eine Welt gerettet. Und so begibt er sich auf die abenteuerliche Reise durch das Fürimmerhaus, auf der Suche nach seiner Bestimmung. (Quelle: www.fischerverlage.de)


Meine Meinung:

Fürimmerhaus beginnt ganz klassisch damit, dass man direkt in die Geschichte hineingeworfen (oder eher -gespült?) wird. Zusammen mit Carter lernen wir sogleich das Fürimmerhaus kennen, zumindest soweit möglich, und verbringen dann den Rest des Buches auf einer Reise, wobei wir das Haus in seinen tiefsten und höchsten Winkeln erkunden und erforschen.
Man könnte vielleicht sogar sagen, dass darin die eigentliche Handlung der Story liegt: Im Setting und dessen Geheimnissen. Denn davon gibt es auf jeden Fall einige.

Als großer Fan von verwinkelten, geheimnisvollen und leicht (oder schwer) bedrohlichen Gebäuden, konnte mich der Schauplatz natürlich sehr begeistern. Es kreiert eine einzigartige Atmosphäre, eine Mischung aus Neugierde und Gefahr, aus Faszination und Furcht. Wie soll man auch sonst empfinden, wenn ein Haus, und noch dazu eines von solchem Umfang (nämlich unendlichem), lebt, vielleicht sogar ein Bewusstsein, einen Willen, besitzt. Und du kannst nicht entkommen.

Ehrlich gesagt klingt die letzte Beschreibung dann doch etwas zu sehr nach einem Thriller oder nach Horror, das ist Fürimmerhaus aber sicherlich nicht. In erster Linie ist dieses Buch nämlich absolut phantastisch, einehmend und fesselnd. Das Ganze ist eine Suche nach Freiheit, aber vor allem nach Geheimnissen – denen des Hauses, aber auch denen im Inneren der Figuren.

Das ist besonders interessant, weil die Geschichte von zwei Personen erzählt wird. Während Carter neu und verwirrt im Fürimmerhaus ankommt, lebt Ambra hier schon eine geraume Zeit. Und dennoch sind ihre Voraussetzungen ziemlich ähnlich. Beide – ebenso wie die anderen eingesperrten Erlöser – haben keine Erinnerung an Vorher und wollen vor allem eines: zurück. Auf ihrem Weg zu diesem Ziel lernen wir, und besonders die Charaktere selbst, sich viel tiefgehender kennen – die eigene Person und ihre Gefährt*innen.
Dabei bildet sich beinahe eine Art der Familie, obwohl (oder gerade weil) immer wieder Konflikte an die Oberfläche treten und sich die innere mit der äußeren Handlung vermischt.
Allerdings muss ich sagen, dass mir die Charaktere auf emotionaler Ebene nie wirklich nahe gekommen sind. Zwar kann ich von zwei oder drei Leuten sagen, dass sie sympathisch oder liebenswürdig sind, könnte bei manchen vielleicht auch die eine oder andere Charaktereigenschaft aufzählen; das Gefühl, sie zu kennen, habe ich aber leider nicht. Das ist vor allem deshalb schade, weil ich Figuren wie Emmeline oder Hyazinthe wirklich mochte, dieser „Ansatz“ aber nie ausgebaut wurde.

Trotzdem hat Kai Meyer letztlich etwas ziemlich Einzigartiges erschaffen. Fürimmerhaus ist eine von der zwar einsträngigen, aber komplexen Handlung geprägte Geschichte. Gleichzeitig lesen wir von besonderen Personen, sowohl von außen (vgl. Kaninchenkopf, Zeiger als Arme, Faust als Kopf, leuchtendes Mädchen etc.) als auch von innen. Das alles in Verbindung mit einem magisch-faszinierenden Setting ergibt eine ziemlich gute Geschichte.

Mein Fazit:

Fürimmerhaus konnte mich zu großen Teilen überzeugen, wenn nicht sogar begeistern, sodass ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen würde. Für diejenigen, die gerne charakterbasierte Geschichten lesen, wird es vielleicht kein Highlight, aber dennoch kann man dieser Story so einiges abgewinnen.


Informationen zum Buch:

Zum Buch

Titel: Fürimmerhaus

Autor*in: Kai Meyer

Verlag: FISCHER Sauerländer

Erschienen: 29.09.2021

ISBN: 9783733604219

Preis: 18,00 € (Hardcover); 11,00 € (Taschenbuch); 9,99 € (eBook)

Seitenzahl: 384

Meine Altersempfehlung: ab 12/13 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.