Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
letzten Monat habe ich mal wieder an einer Leserunde von @lies_dich_feministisch teilgenommen. Die EnolaHolmes-Reihe hat mich eigentlich schon lange interessiert, dennoch bin ich vorher nie dazu gekommen, die Bücher tatsächlich zu lesen. Im Februar habe ich also endlich mit dem ersten Band, Der Fall des verschwundenen Lords, begonnen und erzähle euch jetzt natürlich, ob mich das Buch von sich überzeugen konnte.


Worum geht es?

Die vierzehnjährige Enola hat ihr bisheriges Leben in Ruhe gemeinsam mit ihrer Mutter auf deren Anwesen auf dem Land verbracht. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Enolas Mutter scheinbar spurlos verschwindet und Enola ihre beiden älteren und erfolgreichen Brüder, Mycroft und Sherlock, aus London zu Hilfe rufen muss. Doch auch die beiden können ihre Mutter nicht finden und so soll Enola nun auf ein Internat geschickt werden – mit Korsetts, Popolstern und allem Drum und Dran. Klar, dass Enola alles tut, um das zu verhindert. Dass sie schließlich doch verschlüsselte Nachrichten ihrer Mutter findet, kommt natürlich gelegen. Denn nun scheint sich Enolas Leben um einiges spannender zu gestalten, als ursprünglich gedacht …


Meine Meinung:

Enola Holmes konnte mich ganz besonders mit Einem überzeugen: Enola Holmes. Die Protagonistin war mir eigentlich sofort sympathisch und wurde es im Laufe der Geschichte nur noch mehr. Sie ist kreativ, eigensinnig, mutig und stark, gleichzeitig aber auch nicht perfekt. Obwohl sie vieles, dass ihr von der Gesellschaft und ganz besonders von ihren beiden Brüdern eingebläut wird, hinterfragt und kritisiert, glaubt sie auch einiges davon. Und genau das, diese Mischung, fand ich klasse. Denn so hat das Buch eine rebellische, selbstständig denkende Protagonistin, ohne dass Authentizität dadurch verloren gegangen wäre, dass sie eine komplett „unzeitgemäße“ Meinung ohne nachvollziehbaren „Ursprung“ hat.
Trotzdem wirkte nicht alles an der Protagonistin authentisch. Manche ihrer Handlungen fand ich nicht ganz nachvollziehbar und war so auch hin und wieder ein wenig genervt. Oft kam das aber zum Glück nicht vor und wie gesagt: Ich liebe Enola, so oder so!

Des weiteren ist Enola auch ein sehr humorvoller Charakter. Da das Buch aus ihrer Sicht geschrieben ist, ist so auch die Geschichte an sich locker-leicht und lustig. (Ah, eine Alliteration! Sehen Sie, Frau Deutschlehrerin, ich lerne was!)
Die Stimmung ist ziemlich fröhlich und trotzdem ein wenig geheimnisvoll, sodass man mehr erfahren möchte. Was hat es mit dem Verschwinden von Enolas Mutter auf sich? Schafft Enola es, ihren eigenen Wünschen nachzugehen, statt die nächsten Jahre in einem Internat für „junge Damen“ zu verbringen?

Mit Fortschreiten der Handlung, steigert sich die Spannung immer mehr. Es kommen mehr und mehr Aspekte beziehungsweise Handlungsstränge hinzu, die sich irgendwann alle miteinander verknoten und ein dickes Knäuel an Fragen (Aha, eine Matapher, krass, passe ich im Unterricht gut auf!) ergeben, die Enola lösen muss, um uns Leser*innen nicht unzufrieden zurückzulassen. (Möglicherweise auch, weil irgendwann ihr Leben davon anhängt, aber belassen wir es mal dabei …)

Dabei habe ich zwar nicht immer mit der Story mitgefiebert, einen wirklichen Grund dafür kann ich allerdings auch nicht nennen. Enola beim Lösen der vielen Geheimnisse zu begleiten, fand ich wirklich schön und unterhaltsam, vollkommen packen konnte es mich aber eben nicht. Möglichweise wäre das ja anders gewesen, hätte ich das Buch mit zwöf Jahren gelesen, wo wahrscheinlich auch die Hauptzielgruppe des Ganzen liegt.

Wie alles letztendlich aufgelöst wird, mochte ich ziemlich gerne. Eigentlich werden alle Fragen nach und nach aufgelöst und doch ist noch nicht alles perfekt. Enola hat noch immer nicht alle ihrer beinahe unzähligen Probleme gelöst und so wartet definitiv noch das ein oder andere Abenteuer auf die junge Detektivin. Diese eben beschriebenen Gedanken kommen durch die Stimmung am Ende des Buches gut rüber und machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Ich freue mich auf die weiteren Bände!

Obwohl ich in dieser Rezension eigentlich immer das Wort „lesen“ verwendet habe, habe ich Enola Holmes – Der Fall des verschwundenen Lords tatsächlich aber als Hörbuch gehört. Das wollte ich hier noch einmal erwähnen, um von der Art und Weise, wie Luisa Wietzorek die Geschichte vorliest, zu schwärmen. Das tut sie nämlich wirklich toll, mit einer Stimme, die zu einhundert Prozenz zu Enola passt und außerdem so flüssig, dass ich das Ganze – hätte ich die Zeit gehabt und das Buch nicht in einer Leserunde gelesen – auch in einem Rutsch hätte durchhören können.

Mein Fazit:

Enola Holmes – Der Fall des verschwundenen Lords von Nancy Springer ist ein kurzweiliger und auf jeden Fall nicht unspannender Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht. Da es mich nicht immer ganz packen konnte, schwanke ich noch zwischen den vier und viereinhalb Teetassen. Trotzdem ist das Buch natürlich eine Empfehlung, für jüngere und ältere Leser*innen!


Informationen zum Buch:

Titel: Enola Holmes – Der Fall des verschwundenen Lords

Reihe: Enola Holmes / Band 1

Autor*in: Nancy Springer

Übersetzung: Nadine Mannchen

Verlag: Knesebeck

ISBN: 3957282608

Preis: 15,00 €

Meine Altersempfehlung: ab 11 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.